Einsamkeit nach Trennung: Das kannst du dagegen tun

23 Feb ‘23
5 min
Beziehungen
Annemarie Andre
Überprüft von Psycholog*in Eva Rüger
On the left there's a person spending time alone at home and being sad, on the right a person is stepping into a bar having fun with other people surrounding him.

Ob es nun im Guten oder im Schlechten endet – nach einer Trennung fühlen sich viele von uns alleine. Deutsche Singles brauchen laut ElitePartner-Studie 2021 rund 12,4 Monate, um über den Liebeskummer hinwegzukommen. Doch warum ist das so und was kannst du tun, um dich wieder besser zu fühlen?

 

In diesem Artikel gehen wir darauf ein, was in unserem Körper bei Herzschmerz passiert und warum wir uns nach einer Trennung wieder an das Leben alleine gewöhnen müssen. Außerdem gibt dir Psychologin Eva Rüger Tipps, um nach einer Trennung wieder auf die Beine zu kommen und dein Netzwerk aufzubauen.

 

Was passiert bei Liebeskummer in unserem Körper?

 

Wer schon einmal Liebeskummer hatte, weiß, dass dieser Prozess nicht angenehm ist und uns die Kraft raubt – unabhängig davon, ob die Tränen nonstop fließen oder wir über Bauchschmerzen klagen. Doch warum geht es uns eigentlich physisch so schlecht? 

 

Wissenschaftler*innen haben mittels fMRI-Scans herausgefunden, dass bei Liebeskummer dieselben Hirnareale aktiviert werden wie bei körperlichen Schmerzen. Ein gebrochenes Herz sei von einer Stichwunde gar nicht so weit entfernt. 

 

Zudem wird unser Hormonhaushalt ganz schön durcheinander gebracht. Bei einer Trennung sinkt unser Dopaminspiegel rapide und Stress macht sich breit. Um damit zurechtzukommen, schüttet unser Körper erst mal Adrenalin aus, das aber langfristig dem Stresshormon Cortisol weicht.  

 

Trennung vs. Trauer

 

„Das Ende einer Beziehung ist auch eine Art von Verlust und ist somit mit einem Trauerprozess zu vergleichen”, erklärt Psychologin Eva Rüger. Dabei werde nicht nur um den*die Ex-Partner*in getrauert, sondern auch um zerplatzte Träume und Wünsche. „Wir trauern um die vergangene Beziehung, aber auch um den Verlust der Zukunftsvorstellung, die wir gemeinsam mit dem*der Partner*in hatten.”

 

Da der Prozess nach einer Trennung individuell ist, bringt diese viele unterschiedliche Bedürfnisse mit. Phasen wie Schock und Taubheit, Verzweiflung, Traurigkeit, Wut, Angst, aber auch der zuversichtliche Blick nach vorne sind oft Teil eines Trennungsprozesses. 

 

Übrigens: Männer leiden länger an einer Trennung als Frauen. Eine Studie der Binghamton University (New York State) hat herausgefunden, dass Frauen zwar zuerst stärker von einer Trennung betroffen sind – sie verarbeiten das Beziehungsende jedoch besser und können so schneller damit abschließen. Männer hingegen würden eher versuchen, es zu verdrängen und tragen den Verlust so länger mit sich mit. 

 

📚Weiterlesen: Warum gehen Menschen fremd (+ Erfahrungsberichte)?

Symptome bei Liebeskummer

Körperliche Beschwerden

Manchen schlägt Liebeskummer auf den Magen, andere klagen über Schlaflosigkeit und Kreislaufprobleme. Betroffene fühlen sich oft wie bei einer Krankheit physisch angeschlagen.

 

Mentale Beschwerden

Nach einer Trennung neigen viele zum Grübeln. Das Gedankenkarussell hört einfach nicht auf und führt zu Konzentrationsschwäche und damit einhergehend zu Leistungseinbrüchen.

 

Abnehmende Lebensfreude

Liebeskummer kann zu depressiven Verstimmungen führen. Betroffene sind pessimistischer und klagen über Antriebslosigkeit.  

 

Verändertes Sozialverhalten

Betroffene ziehen sich oft zurück und haben kein Interesse, sich unter Leute zu begeben. Es können aber auch andere Störungen des Sozialverhaltens auftreten, wie z.B. verstärkt aggressives Verhalten gegenüber Familie, Freund*innen und Arbeitskolleg*innen. Das wiederum führt zum Gefühl der Einsamkeit.

Diese Tipps können dir helfen, eine Trennung zu verarbeiten

 

1. Beschäftige dich mit deinen Gefühlen

 

„Es ist in Ordnung, zu trauern, dich einsam zu fühlen und Zeit zu brauchen, um loszulassen”, erklärt Psychologin Rüger. Nimm dir daher die Zeit, dich mit deinen Gefühlen zu beschäftigen, das Vergangene zu reflektieren und vor allem auf deine Bedürfnisse zu hören. Denk darüber nach, was du wirklich gerade brauchst! 

 

„Gib deinen Gefühlen Platz und verarbeite das Geschehene, indem du darüber schreibst, darüber sprichst, und deinen Gefühlen dadurch Platz gibst.” Wenn du nicht weißt, wie du aus dieser Situation wieder rauskommst, kann es helfen, dich auf deine Stärken zu fokussieren und darauf, wie du vergangene Herausforderungen gemeistert hast. 

 

2. Sorge für die nötige Ablenkung

 

Auch Pausen gehören zum Trennungsprozess. „Neben dem Fühlen und Verarbeiten der Gefühle gehört es auch dazu, sich eine Pause davon geben zu dürfen, indem wir uns zu Zeiten ablenken oder positive Erlebnisse alleine oder mit dem Freundeskreis erleben.”

 

💡Das könnte dich auch interessieren: So kannst du enge Freundschaften aufbauen und sie pflegen

 

3. Tu dir selbst etwas Gutes

 

Momente des Glücks und der Lebensfreude sind wichtig, um den oben genannten Symptomen entgegenzuwirken und wieder Antrieb zu entwickeln. Sich eine neue Frisur oder neue Kleidung zuzulegen klingt zwar erst mal klischeehaft, hilft aber dabei, sich von der Vergangenheit zu lösen und sich selbst wieder wohlzufühlen. Sich ein neues Hobby zu suchen, kann ebenfalls dabei helfen, neue, schöne Erfahrungen zu sammeln. Mach etwas, das du schon immer mal ausprobieren wolltest!

 

4. Achte auf deinen Lifestyle

 

Bei Liebeskummer fühlst du dich vermutlich unter der Decke und mit Schokolade wohler, langfristig hilft dir das alleine aber nicht weiter. Gerade jetzt hast du die nach dem Work-out ausgeschütteten Endorphine und das Serotonin nötig. Studien zeigen, dass Bewegung eine der besten Maßnahmen gegen depressive Verstimmungen ist. 

 

5. Baue dein Netzwerk aus

 

„Der*die Partner*in ist oft die Person, die immer verfügbar und erreichbar ist. Wenn das plötzlich nicht mehr der Fall ist, hinterlässt das erst einmal eine Lücke”, erklärt Psychologin Eva Rüger. 

 

„Hilfreich ist dann, dich auf die Personen in deinem Umfeld zu konzentrieren, die dir Halt und Unterstützung geben, dir zuhören und bei denen deine Bedürfnisse Platz finden.” Eine Trennung kann auch eine Chance sein, deinen Bekannten- oder Freundeskreis auszubauen und so neue, frische Energie zu tanken.  

 

Fällt es dir schwer, nach einer Trennung wieder auf die Beine zu kommen und fühlst du dich einsam? Dann vereinbare ein kostenloses Erstgespräch mit unseren Psycholog*innen, um über deine Erlebnisse und Bedürfnisse zu sprechen.