Erdbeben in der Türkei & Syrien: Tipps für die psychische Verarbeitung danach

15 Feb ‘23
4 min
Stress und Angst
OpenUp Redaktion
A woman caring for another woman, who is sad.

Das jüngste Erdbeben in Syrien und der Türkei hat uns alle geschockt und zu einer weit verbreiteten mentalen Belastung geführt. Es ist normal, sich angesichts solch verheerender Nachrichten und Ereignisse überwältigt, ängstlich und traurig zu fühlen, und es ist wichtig, dass du dir Zeit nimmst, diese Gefühle zu verarbeiten und dich um dein mentales und emotionales Wohlbefinden zu kümmern.

 

Warum sind Erdbeben so schockierend?

 

Ein Erdbeben kann viel Angst, Verwirrung und Stress auslösen. Da Erdbeben oft ohne Vorwarnung geschehen und die Betroffenen sich machtlos fühlen, können sie Gefühle der Hilflosigkeit und des Kontrollverlustes auslösen. Das ist besonders schwierig für diejenigen, die direkt vom Erdbeben betroffen sind, weil sie vielleicht ihr Zuhause, ihre Lieben oder ihr Sicherheitsgefühl verloren haben. Außerdem haben Erdbeben langfristige Auswirkungen auf Einzelpersonen und Gemeinschaften, die zu Vertreibung, finanzieller Not und anhaltendem emotionalen Trauma führen.

 

6 Tipps für die emotionale Verarbeitung nach einem Schockerlebnis

 

1. Erkenne deine Gefühle an und drücke sie aus 

 

Es ist in Ordnung, wenn du traurig, wütend oder verängstigt bist. Erlaube dir, diese Gefühle auf eine gesunde Art und Weise zu empfinden und auszudrücken, indem du mit jemandem sprichst, Tagebuch führst oder deine Gefühle durch Kunst zum Ausdruck bringst.

 

2. Verbinde dich mit deinen Liebsten 

 

Wende dich an Freund*innen und Familie und lass sie wissen, wie du dich fühlst. Wenn du mit Menschen, denen du vertraust, über deine Erfahrungen sprichst, fühlst du dich weniger isoliert und bekommst ein Gefühl von Halt und Unterstützung.

 

3. Kümmere dich um deine körperliche Gesundheit 

 

Achte darauf, dass du genug Schlaf bekommst, dich gesund ernährst und aktiv bist. Wenn du dich um dein körperliches Wohlbefinden kümmerst, kann das deine Stimmung verbessern und Stress und Ängste abbauen.

 

4. Achte auf deinen Nachrichtenkonsum

 

Es ist zwar wichtig, auf dem Laufenden zu bleiben, aber die ständige Beobachtung der Nachrichten kann überwältigend sein und Stress und Ängste verstärken. Versuche, den Nachrichtenkonsum zu begrenzen und mache Pausen, wenn du dich überfordert fühlst.

 

5. Finde Wege, um zu helfen 

 

Anderen zu helfen, kann dir ein Gefühl der Sinnhaftigkeit geben und dir helfen, dich mit deiner Gemeinschaft verbunden zu fühlen. Du kannst an Organisationen spenden, die auf das Erdbeben reagieren, deine Zeit ehrenamtlich zur Verfügung stellen oder Nachbar*innen, Freund*innen oder Kolleg*innen bei täglichen Aufgaben unterstützen. Das Erdbeben hat uns alle auf unterschiedliche Art und Weise getroffen, aber wenn wir zusammenkommen und uns gegenseitig unterstützen, können wir beginnen, zu heilen und erneut Hoffnung finden.

 

6. Suche dir Unterstützung 

 

Wenn du dich überfordert fühlst oder nicht in der Lage bist, die Situation allein zu bewältigen, zögere nicht, eine psychosoziale Fachkraft oder eine Selbsthilfegruppe um Unterstützung zu bitten. Du musst diese schwierige Zeit nicht allein durchstehen.

Hilfe für Angehörige aus der Ferne

 

Wenn du im Ausland lebst und Angehörige hast, die direkt von einem Erdbeben betroffen sind, kann das eine besonders schwierige Zeit sein. Die Entfernung zu deiner Familie und deinen Freund*innen in Verbindung mit den Nachrichten über die Zerstörung und den Verlust von Menschenleben kann überwältigend sein und dich hilflos zurücklassen.

 

In dieser Situation ist es wichtig, dass du dir Unterstützung von Freund*innen, deiner Familie oder einer psychosozialen Fachkraft holst. Wenn du dich um dich selbst kümmerst und die Menschen in deinem Umfeld um Unterstützung bittest, kann dir das helfen, mit deinen Gefühlen umzugehen und in dieser schwierigen Zeit mit deinen Lieben verbunden zu bleiben.

 

Denke daran, dass es in Ordnung ist, die Dinge Schritt für Schritt anzugehen – und dass es in Ordnung ist, nicht in Ordnung zu sein. Jeder Mensch verarbeitet diese Tragödie auf seine Weise, und es ist total okay, sich die Zeit zu nehmen, die du brauchst, um zu heilen und deine Gefühle zu verarbeiten. Zögere nicht, dir Unterstützung zu holen, wenn du sie brauchst und versuche behutsam mit dir selbst umzugehen, wenn du durch diese schwierige Zeit gehst.

Informiere dich und spende

Die folgenden Links sind nützliche Informationsquellen über die aktuelle Situation in der Türkei und in Syrien sowie zuverlässige lokale Initiativen, an die du spenden kannst:

 

  • UNICEF: Unicef ist bereit, humanitäre Hilfe zu leisten: Familien ohne Dach über dem Kopf zu versorgen, Kliniken mit Medikamenten und Ausrüstung zu versorgen, sanitäre Einrichtungen wiederherzustellen und provisorische Klassenräume für Kinder einzurichten.

 

  • Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC): Die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften ist bereits in beiden betroffenen Ländern tätig. In der Türkei wurden Teams des Türkischen Roten Halbmonds in zehn Provinzen mit Vorräten an Nahrungsmitteln und grundlegenden Hilfsgütern entsandt. In Syrien ist der Syrisch-Arabische Rote Halbmond vor Ort, um Such- und Rettungsaktionen zu unterstützen und erste Hilfe zu leisten.

 

  • Ärzte ohne Grenzen: Die Teams von Ärzte ohne Grenzen sind vor allem in Syrien im Einsatz. Die Nichtregierungsorganisation hat 23 Gesundheitseinrichtungen in den Gouvernements Idlib und Aleppo sofort unterstützt, indem sie medizinische Notfallsets spendete und medizinisches Personal zur Verfügung stellte. Auch in der Türkei wird derzeit eine Bedarfsanalyse durchgeführt.