Ein Ort der Verbindung
Die sozialen Medien sind in erster Linie ein Ort, um mit anderen in Kontakt zu treten. Sie ermöglichen es uns, mit Freunden oder Bekannten in Verbindung zu bleiben, sich mit ihnen zu unterhalten und Erlebnisse auszutauschen. Das gibt uns ein Gefühl von Zugehörigkeit. In den Erfahrungen anderer erkennen wir uns selbst wieder, wodurch wir uns gesehen und gehört fühlen.
Diese Interaktionen stärken unser Selbstvertrauen und sorgen dafür, dass wir uns mehr verbunden und weniger allein fühlen.
Es gibt allerdings auch eine Kehrseite der sozialen Medien. Sie können sich negativ auf unser psychisches Wohlbefinden auswirken. Laut Psychologin Lili Thoelen hängt es davon ab, wie wir dieses Medium nutzen.
Aktive oder passive Nutzung
„Die Art und Weise, wie du soziale Medien nutzt, beeinflusst die Auswirkungen auf dein psychisches Wohlbefinden“, sagt Psychologin Lili Thoelen. Nicht jeder ist gleich sensibel dafür und „Es gibt einen Unterschied zwischen passiver und aktiver Nutzung“, so Thoelen.
Durch aktive Nutzung wie Posten, Liken und Kommentieren fühlen wir uns mit anderen verbunden, erfahren mehr Unterstützung und fühlen uns allgemein besser damit. Wenn wir jedoch nur passiv durch die sozialen Medien scrollen, erleben wir hauptsächlich die negativen Auswirkungen. Wir verfallen eher in negative Denkmuster, vergleichen uns mit anderen und fühlen uns ängstlich, nervös, bedrückt oder deprimiert.
„Zu viel aktiver Gebrauch ist auch nicht gut für unser geistiges Wohlbefinden”, sagt Thoelen, „Aber ab und zu ein Foto zu teilen oder ein Foto von jemandem zu kommentieren, kann uns ein Gefühl der Verbundenheit vermitteln. Es ist eine Möglichkeit, mit anderen in Kontakt zu bleiben.”
Sich mit anderen vergleichen
Eine der großen Schwierigkeiten von Social Media ist, dass wir unser Leben mit anderen vergleichen. Das sieht auch Lili Thoelen so – vor allem, wenn wir die sozialen Medien passiv nutzen. Wenn wir uns ständig mit anderen vergleichen, kann dies zu Unsicherheit und einem geringeren Selbstwertgefühl führen. „Das Gefährliche an den sozialen Medien ist, dass wir nur perfekte Bilder sehen und keine Zweifel und Unsicherheiten, die wir selbst im Alltag erleben. Dadurch fühlen wir uns noch einsamer”, sagt Lili.
Wenn wir uns mit anderen unterhalten – sei es mit Kolleg*innen im Büro oder Freund*innen – stellen wir oft fest, dass wir mit unseren Erfahrungen nicht alleine sind. Wir alle haben gelegentlich einen schlechten Tag, an dem wir den Bus verpassen, Kaffee über die weiße Bluse verschütten oder einfach nicht gut gelaunt sind. In den sozialen Medien sehen wir das nicht (oft).
Andere Nachteile
Eine weitere Gefahr der sozialen Medien sind die Algorithmen. Sie führen dazu, dass wir immer wieder die gleichen Inhalte sehen. Das verhindert, dass wir durch andere Perspektiven herausgefordert werden und eine verzerrte Sicht der Realität entwickeln.
Dennoch ist Social Media aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Laut Thoelen ist es daher wichtig, sich bewusst zu machen, wie wir es nutzen: „Wenn man versteht, wie man die sozialen Medien nutzt, kann man auch verstehen, welchen Einfluss sie auf das eigene Leben haben. Auf diese Weise können wir lernen, Social Media achtsam zu nutzen und vermehrt die positiven und weniger die negativen Auswirkungen erleben. Im Folgenden findest du 8 Tipps für einen bewussten Umgang.
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Gesunder Umgang mit Social Media
1. Bewusstsein entwickeln
Thoelen erklärt, dass es wichtig ist, sich zunächst über die Nutzung der sozialen Medien bewusst zu werden. Vielleicht fällt dir auf, dass du zu bestimmten Tageszeiten viel auf Social Media unterwegs bist. Zu Beginn des Tages oder wenn du von der Arbeit nach Hause kommst. Denk darüber nach, was diese Momente für dich sind. Wie fühlst du dich dabei?
Gibt es noch andere Momente, in denen du in den sozialen Medien unterwegs bist? Für die meisten von uns ist es zu einer unbewussten Gewohnheit geworden, tagsüber regelmäßig zum Telefon zu greifen, um einen kurzen Blick darauf zu werfen. Versuche, dir dessen bewusst zu werden.
Außerdem kannst du feststellen, ob du Social Media hauptsächlich aktiv oder passiv nutzt und wie du dich dabei fühlst.
2. Wem folgst du?
Oft wissen wir gar nicht genau, wem wir folgen und warum. Wir folgen regelmäßig Leuten, mit denen wir uns nicht wirklich wohl fühlen. Überlege dir, ob die Personen, denen du folgst, dich inspirieren oder genau das Gegenteil tun. Mit wem vergleichst du dich ständig? Entfolge Accounts, die dir ein negatives Gefühl geben.
3. Beginne deinen Tag nicht mit Scrollen
Wir beginnen den Tag zu oft mit Scrollen und machen es zu einem festen Bestandteil unserer Routine. Versuche morgens auf dein Telefon zu verzichten oder zumindest länger mit dem Scrollen durch die sozialen Medien zu warten. Sicher wirst du feststellen, dass du es gar nicht vermisst. Mit der Zeit wirst du auch immer weniger das Bedürfnis verspüren, es tagsüber zu tun. Probiere es einfach aus.
4. Benachrichtigungen ausschalten
Nachdem die Netflix-Doku „The Social Dilemma” ausgestrahlt wurde, haben viele Menschen die Benachrichtigungen auf ihren Telefonen ausgeschaltet. Vielleicht hast du dasselbe getan. Das hält uns zwar nicht immer davon ab, unsere Social-Media-App zu öffnen, aber es kann trotzdem einen Unterschied machen. Denn jedes Mal, wenn wir eine Benachrichtigung erhalten, spüren wir den Drang zu überprüfen, ob es etwas Neues gibt. Und wenn wir erst einmal zum Telefon gegriffen haben, dann gibt es kein Zurück mehr.
5. Zeit auf Social Media beschränken
Ist dir auch schon aufgefallen, dass du dich nicht immer wohlfühlst, wenn du durch die sozialen Medien scrollst? Ganz aussteigen ist wahrscheinlich auch keine Option für dich. Zum Glück muss das nicht sein. Um die Auswirkungen auf dein psychisches Wohlbefinden zu verbessern, musst du deine Social-Media-Accounts nicht löschen. Ab und zu eine Pause einzulegen, kann schon einen großen Unterschied machen.
Wie viel Zeit wir idealerweise mit sozialen Medien verbringen sollten, darüber gehen die Meinungen auseinander. Eine Reduzierung der Zeit, auf etwa eine halbe Stunde pro Tag, kann aber bereits unser geistiges Wohlbefinden verbessern.