So kannst du mit hohen Zielvereinbarungen auf der Arbeit umgehen

14 Mar ‘23
4 min
Arbeitsleistung
Annemarie Andre
Überprüft von Psycholog*in Eva Rüger
Girl putting her head on the desk, behind her a dart
Kein Plan, wie du die Ziele auf der Arbeit erreichen kannst? So geht es vielen. Nicht immer spornen uns hohe Zielvereinbarungen an, unser Bestes zu geben. Ziemlich oft lassen sie uns überfordert und unmotiviert zurück.

 

In diesem Artikel geben wir dir Tipps, um mit dieser Herausforderung besser umzugehen. Außerdem zeigen wir dir ein paar Tools und Übungen von Psychologin Eva Rüger, die dir dabei helfen, wieder positive Energie zu sammeln.

 

Warum Ziele nützlich sind und dir sogar helfen

 

Wie stehst du Zielvereinbarungen gegenüber? Findest du es praktisch, dich daran zu orientieren oder hältst du sie für etwas, das sich Führungskräfte gerne ausdenken? Wenn du dich von neuen Zielen überfordert fühlst, solltest du zuerst ein Check-in mit dir selbst machen. 

 

Du kannst dich fragen, wie deine Einstellung gegenüber Zielen ist und woher sie kommt. Vielleicht empfindest du neue Ziele als überwältigend, weil du damit früher negative Erfahrungen gemacht hast? Oder vielleicht hast du wie beim Hochstapler-Syndrom eine innere Stimme in deinem Kopf, die dir sagt, dass du das alles ja gar nicht kannst?

 

Nimm dir Zeit, um deinen Gefühlen auf den Grund zu gehen und wage dich dann mit einem frischen Blick erneut an deine Zielvorgaben. An sich können sie nämlich durchaus nützlich sein und dir sogar dabei helfen, deine Arbeit besser einzuteilen und zu priorisieren. Weitere Vorteile von Zielen sind:

 

  • Fokus auf die wichtigsten Aufgaben
  • Klarheit zwischen Führungskraft und Mitarbeiter*in
  • Persönliches und fachliches Wachstum
  • Eigenverantwortung und Motivation

 

Wenn Zielvereinbarungen konstruktiv sind, fördert das im Idealfall deine Motivation und ermöglicht dir, deine Erfolge am Ende auch gebührend zu würdigen und zu feiern. Und selbst wenn du sie nicht erreichst, kommst du an deine Ziele vermutlich näher dran, als wenn du einfach so weitergemacht hättest wie zuvor. 

 

Um aber tatsächlich voller Motivation an der Erreichung der gesetzten Ziele zu arbeiten, braucht es vorab eines: vernünftige und gesunde Zielvereinbarungen.

 

📚 Lies auch: Überforderung am Arbeitsplatz: Das kannst du tun

Achtsamkeitsübung: Hände berühren

Wenn du dich aufgewühlt fühlst, kann Achtsamkeit dir helfen, deine Gefühle zu regulieren und dich wieder zu beruhigen. Probiere eine der Lieblingsübungen von Psychologin Eva Rüger aus:

 

  1. Halte deine linke Hand vor die Brust. Du kannst die Augen schließen oder den Blick (auf die Hand) schweifen lassen. 
  2. Nimm nun deinen rechten Zeigefinger und führe ihn an die Seite deiner Hand. 
  3. Fange langsam an, mit dem rechten Finger an der linken Hand entlang zu wandern, bewege ihn langsam an der Außenseite deiner Finger auf und ab. Bemühe dich, deine ganze Aufmerksamkeit auf das Gefühl der Berührung in deinen Händen zu lenken. 
  4. Sobald du mit der linken Hand fertig bist, kannst du die Hand wechseln und das Gleiche mit der anderen Hand wiederholen. 
  5. Vielleicht spürst du auch den Drang, dich schneller zu bewegen, oder dein Geist driftet ab. Nimm dies einfach zur Kenntnis und sei dir bewusst, dass dies völlig normal und ein wichtiger Teil unserer Achtsamkeitspraxis ist.

So sehen gesunde Zielvereinbarungen aus

 

Wenn du dich von den gesetzten Zielen überfordert fühlst, lohnt es sich, erst mal Abstand zu gewinnen und sie genau unter die Lupe zu nehmen. „Es ist ganz normal, dass wir uns auch mal überfordert fühlen. Um wieder zur Ruhe zu kommen und Energie zu tanken, ist es erstmal gut, das Gefühl der Überforderung wahrzunehmen”, sagt Psychologin Eva Rüger. 

 

„Versuche (auch physisch) aus der Situation herauszukommen. Verlasse den Schreibtisch oder gehe, wenn möglich, in der Mittagspause raus an die frische Luft”, empfiehlt Rüger und fährt fort: „Wenn du dich wieder ruhiger fühlst, kannst du die Zielvereinbarung anschauen und hinterfragen.” 

 

Du kannst dir die folgenden Fragen stellen: Ist die Zielvereinbarung machbar? Kenne ich den Grund für diese Ziele? Wie konkret und greifbar sind die Schritte, die zum Ziel führen? 

 

Übrigens: Eine McKinsey-Studie besagt, dass Mitarbeiter*innen Zielvereinbarungen als fair und effektiv empfinden, wenn drei Elemente gegeben sind: 

  1. die individuellen Ziele sind mit den Geschäftszielen verknüpft 
  2. Effektive Coaching-Maßnahmen sind gegeben 
  3. Zielerreichung wird vergütet 

 

Wenn einige Aspekte bei dir unklar sind, kann es helfen, nochmal mit deiner Führungskraft darüber zu sprechen. 

 

💡Das könnte dir auch helfen: Akuter Stress: Symptome und Tipps

Achtsamkeitsübung: Farben nennen

Wenn du dich aufgewühlt fühlst, kann Achtsamkeit dir helfen, deine Gefühle zu regulieren und dich wieder zu beruhigen. Probiere eine der Lieblingsübungen von Psychologin Eva Rüger aus:

 

  1. Sieh dich um, wo immer du gerade bist. 
  2. Lenke deine Aufmerksamkeit auf die Farben, die dich umgeben. 
  3. Kannst du etwas Grünes entdecken? Etwas Blaues? Etwas Rotes? Kannst du verschiedene Formen dieser Farben erkennen? Etwas Hellgrünes, etwas Dunkelgrünes?

Tipps, um deine Ziele konstruktiv umzusetzen

 

Nachdem du dir Zeit genommen hast, um nach der ersten Welle der Überforderung wieder zur Ruhe zu kommen, kannst du damit beginnen, Pläne für die Umsetzung zu schmieden.

 

Diese Tipps helfen dir dabei: 

 

1. Formuliere deine Ziele so konkret wie möglich

 

Achte bereits bei der Besprechung deiner Ziele mit deiner Führungskraft darauf, dass die Zielvereinbarungen so konkret wie möglich sind. „Ziele wie etwas besser, mehr oder weniger zu tun, können schnell schwammig wirken und es schwierig machen, einen ersten Schritt zu definieren und dann auch zu gehen”, sagt Psychologin Rüger. Wenn es für dich schwierig ist, das Ziel greifbar zu machen, dann beantworte dir folgende Fragen: Was ist anders, wenn ich das Ziel erreicht habe? Woran würde ich erkennen, dass ich am Ziel bin? Woran würden andere erkennen, dass ich es erreicht habe?

 

2. Unterteile das Ziel in einzelne Schritte

 

Vor allem Zielvereinbarungen, die sich über einen langen Zeitraum erstrecken, können Überforderung verursachen. Versuche daher, das große Ziel in möglichst kleine Schritte zu unterteilen. Psychologin Rüger: „Halte die Teilziele machbar und frage dich, was der erste Schritt ist, den du schon heute auf das Ziel zugehen kannst, selbst wenn er auch noch so klein ist.”

 

3. Priorisiere deine Aufgaben

 

Welche Aufgaben, die du im Laufe eines Arbeitstages erledigst, tragen wirklich dazu bei, das Ziel zu erreichen? Bekannte Methoden wie das Pareto-Prinzip können dir dabei helfen, den unterschiedlichen Aufgaben Werte zu verleihen und unwichtige Aufgaben hintenan zu stellen, wenn sie nicht zur Zielerreichung beitragen. „Das Warum hinter den Zielen zu hinterfragen, kann dir nicht nur dabei helfen, den richtigen Antrieb, die Energie und die Motivation für die Aufgabe zu finden, sondern auch dabei, die einzelnen Aufgaben zu priorisieren”, so Rüger.

 

4. Kommuniziere deine Ziele und schaffe Verbindlichkeit

 

Bei privaten Zielen kann es helfen, andere mit einzubinden und so Verbindlichkeit zu schaffen. Eva Rüger: „Im beruflichen Kontext bedeutet das, Erwartungen zu managen. Hinterfrage, welche Deadlines realistisch sind und was du von anderen brauchst, um diese Ziele zu erreichen.”

 

5. Plane vorausschauend

 

Gutes Zeitmanagement ist natürlich für jedes Projekt wichtig. Denk daran, dass du nicht jede Woche gleich viel Zeit und Energie zur Verfügung hast und plane deshalb vorausschauend. Psychologin Eva Rüger zufolge sei es außerdem wichtig, ein Ziel nach dem anderen anzugehen. So kannst du deinen Fokus und deine Energie ganz auf das richten, was gerade im Vordergrund steht.”

 

Fällt es dir nach dem Lesen dieses Artikels noch immer schwer, den Ansprüchen am Arbeitsplatz gerecht zu werden? Bei Spaces to OpenUp kannst du dich für interaktive Gruppeneinheiten zu Themen wie „Gesunde Grenzen setzen” anmelden und vom gemeinsamen Erfahrungsaustausch profitieren. 

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