Keine Lust zu arbeiten? Das kannst du tun, ohne zu kündigen

Kostet es dich jeden Tag Überwindung, dich an den Schreibtisch zu setzen oder dich zu deinem Arbeitsplatz zu bewegen? Merkst du, dass du dich eigentlich nur noch durch die Woche zwingst und von Wochenende zu Wochenende schleppst? Wenn du dich über einen längeren Zeitraum durchgehend lustlos und unmotiviert fühlst, ist die erste Intuition meist, zu kündigen. Laut dem Engagement Index Deutschland (2021) haben rund 15 % der Deutschen innerlich ihren Job bereits aufgegeben. Allerdings ist es nicht immer die beste Lösung, geschweige denn immer möglich, den ungeliebten Job tatsächlich zu verlassen.
Wenn deine Arbeit dich über einen längeren Zeitraum nicht mehr motiviert oder inspiriert, nimm dir zunächst einen Moment, um das zu reflektieren. Diese Fragen können dabei helfen, einen genaueren Blick auf die Hintergründe der Lustlosigkeit zu werfen.
- Seit wann ist das so?
- Was hat sich verändert?
- Kennst du vielleicht den Grund?
- Gibt es etwas, was dich stört oder dir die Motivation raubt?
Nimm dir ein paar Minuten Zeit, um dir deiner Gedanken und Gefühle bewusst zu werden. Diese Achtsamkeitsübung kann dir dabei helfen, zu erkennen, wie es dir wirklich geht.
Lustlosigkeit aufgrund von fehlender Sinnhaftigkeit oder Wertschätzung
Manchmal spürt man, dass es eigentlich gar nicht auffallen würde, wenn man seine Arbeit nicht täte. Dieses Gefühl von fehlender Wirksamkeit oder Sinnhaftigkeit kann ein ganz schöner Motivationsräuber sein. Eine Erhebung der Krankenkasse AOK (2018) zeigte, dass Arbeitnehmende, die ihre Arbeitsaufgaben als sinnlos wahrnehmen, nicht nur weniger Lust auf ihre Tätigkeit haben, sondern auch mehr psychische und körperliche Beschwerden haben, zum Beispiel Kopfschmerzen oder Schlafprobleme.
Nicht nur unsere Aufgaben selbst, sondern auch unsere Vorgesetzten und Kolleg*innen spielen hier eine Rolle. Erfahren wir auf der Arbeit kaum Anerkennung oder Wertschätzung, oder erleben generell einen geringen Zusammenhalt im Team, kann auch das Auswirkungen auf unsere Arbeitsmotivation haben.
Lustlosigkeit aufgrund von Überforderung
Wenn neben der fehlenden Motivation zum Arbeiten auch Erschöpfung ein Thema ist, kann dahinter auch eine Überbelastung stecken. Fühlst du dich häufiger müde und erschöpft, hast ein höheres Schlafbedürfnis als sonst, oder bleibst du in deiner Freizeit lieber bloß allein zuhause, obwohl du sonst ein geselliger Mensch bist, kann das auf eine Überforderung hindeuten.
Im Extremfall kann die Lustlosigkeit ein Symptom eines Burn-outs sein. Das Gefühl, ausgebrannt zu sein, tritt auf, wenn wir arbeitsbedingten Stress nicht mehr bewältigen können. Ähnliche Anzeichen können wir auch bei einer depressiven Verstimmung bemerken. Hier lohnt es sich, Rat bei einer Expert*in zu suchen.
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Lustlosigkeit aufgrund von Unterforderung
Aber nicht nur Überforderung, sondern auch Unterforderung kann uns die Motivation für die Arbeit rauben. Müssen wir eine Tätigkeit ausüben, die uns unterfordert, uns vielleicht sogar langweilt, sinkt unsere Lust darauf. In der Psychologie spricht man dann nicht von einem Burn-out, sondern einem „Bore-out“ – zu Deutsch „Aus Gelangweilt-Sein”.
Der Begriff wurde von den Autoren Philippe Rothlin und Peter Werder geprägt und wird durch Desinteresse, Langeweile und Unterforderung beschrieben. Auch fehlende Perspektiven und Aufstiegschancen können uns die Lust nehmen und das Gefühl geben, festzustecken.
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Was Du dagegen tun kannst
1. Suche das Gespräch
Nicht nur du leidest darunter, dass du dich durch deine Arbeitszeit quälst, sondern auch deine Vorgesetzten sollten ein Interesse daran haben, dass du dich bei deiner Arbeit gut fühlst. Studien zeigen: Wer engagiert und zufrieden bei der Arbeit ist, ist auch produktiver. Suche also das Gespräch mit deinen Vorgesetzten. Gemeinsam könnt ihr versuchen, etwas zu verändern. Vielleicht gäbe es Aufgaben, die spannender und herausfordernder für dich wären, deine Interessen besser widerspiegeln oder dir mehr Sinn schenken würden.
Auch wenn du Wertschätzung und einen stärkeren Teamzusammenhang vermisst, lässt sich darüber sprechen. Vielleicht stellt sich sogar heraus, dass es nicht nur dir so geht. Dann könnt ihr gemeinsam im Team, mit den Vorgesetzten, oder mit Unterstützung der Personalverantwortlichen überlegen, wie eine positivere und motivierende Arbeitsatmosphäre geschaffen werden kann.
Solche Gespräche sind nicht immer leicht zu führen. Unsere Psycholog*innen können dir dabei helfen, dich gut darauf vorzubereiten.
2. Verändere Deine Einstellung
Manchmal ist eine Veränderung der äußeren Umstände leider nicht möglich und wir müssen für uns selbst einen Weg finden, die Situation zu verbessern. Ein wichtiger Ansatz in der Psychologie ist die Erkenntnis, dass unsere Gedanken und Überzeugungen unsere Gefühle und unsere Stimmung beeinflussen. Du kannst also beobachten, was dir so durch den Kopf geht, wenn du an die Arbeit denkst. Vielleicht lohnt es sich, deine Einstellung zu hinterfragen. Dabei kann es helfen, sich die Dinge bewusst zu machen, die gar nicht so schlecht sind. Mach es dir zum Beispiel zu deiner neuen Gewohnheit, täglich etwas Positives über deine Arbeit aufzuschreiben.
3. Suche Dir einen Ausgleich
Unsere Arbeit erfüllt zum Glück nicht unser ganzes Leben. Daher kann es auch hilfreich sein, Zufriedenheit und Motivation in anderen Lebensbereichen zu suchen. Ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und Bewegung sind die Grundbausteine unseres körperlichen und geistigen Wohlbefindens.
Gibt es ein Hobby oder ein Ehrenamt, mit dem du deiner Leidenschaft nachgehen kannst? Dann lasse das zu deinem Schwerpunkt werden. Erlaube dir, dich darauf zu konzentrieren, und die Arbeit Arbeit sein zu lassen. Vielleicht kannst du sogar deine Stunden am Arbeitsplatz reduzieren, oder gar ein Sabbatjahr oder -monat nehmen? Manchmal lässt sich so, ganz unverhofft, die Arbeitsmotivation wiederfinden.
Möchtest du noch mehr hilfreiche Tipps, wie du dich bei der Arbeit motivieren kannst und zwar ganz individuell auf deine Situation zugeschnitten? Dann buche ein kostenloses Erstgespräch mit unseren Psycholog*innen.