So sprichst du mit deinem Kind über Gefühle und psychische Gesundheit

10 Jan ‘22
4 min
Beziehungen
OpenUp Redaktion
illustratie van moeder die met kind over gevoelens praat

“Eine Freundin erzählte neulich, dass ihre Eltern mit ihr als Kind zu Hause nie über Gefühle gesprochen haben. Und sie tut sich immer noch schwer damit: die richtigen Worte zu finden, Ruhe zu bewahren und überhaupt zu verstehen, was sie fühlt”, erzählt Psychologin Soesja Vogels.

 

Dieses Bespiel zeigt, wie wichtig es ist, dass Eltern mit ihren Kindern über psychische Gesundheit sprechen. Denn – ein Klischee, aber um so mehr wahr – was wir uns in jungen Jahren angewöhnen, wenden wir auch im Alter an.

 

Wie wichtig es ist, mit Kindern über Gefühle zu sprechen

 

Eltern neigen im digitalen Zeitalter oft dazu, ihre Kinder mit Hilfe eines Bildschirms ruhigzustellen. “Es ist oft ganz einfach, ein Kind mit einem Zeichentrickfilm zu beruhigen.”

 

Aber auf lange Sicht, ist das keine gute Strategie. Studien haben gezeigt, dass die emotionale Entwicklung und das Vermögen der Kinder, mit ihren Emotionen umzugehen, Schaden nimmt, wenn sie mit Smartphones und Tablets ruhiggestellt werden. Was wäre dann tatsächlich eine gute Strategie? Reden.

 

Es ist für Kinder wichtig, zu lernen, dass es hilft, über seine Gefühle zu sprechen. “Dass es kein Tabuthema ist und dass sie ihre Gefühle nicht geheim halten müssen”, sagt Soesja. Und wie lernen sie das? Durch Üben. Und indem sie ihre Eltern als Vorbild nehmen.

 

“Wenn die Eltern oft und mit Leichtigkeit über ihre Gefühle sprechen, ermutigt dies das Kind dazu, dasselbe zu tun. Vor allem wenn es zum Alltag gehört, über seine Gefühle und über psychische Gesundheit zu sprechen, wird es einfacher für das Kind, sich über diese Themen zu unterhalten.”

 

Wie beginnt man ein Gespräch über psychische Gesundheit mit seinen Kindern?

 

Kinder haben nicht immer unbedingt Lust darauf, ein ernstes Gespräch über ihre Gefühle mit den Eltern zu führen. Dies gilt insbesondere für Kinder im Jugendalter. Versuche daher ein Gespür dafür zu entwickeln, wann der richtige Moment dafür ist.

 

“Es ist wichtig, dafür zu sorgen, dass sich dein Kind sicher und wohl fühlt, wenn du das Gespräch beginnst”, sagt Soesja. Manchmal wählt das Kind auch selbst den Moment. Indem es dir zum Beispiel einen kleinen Gesprächseinstieg bietet. Nutze diese Chance und gehe darauf ein.

 

Möchtest du das Gespräch selbst beginnen? Erzähle dann als Einstieg etwas über dich selbst. Vermutest du, dass dein Kind wütend über etwas ist? Gib dann ein Beispiel von einer Situation, als du vor Kurzem wütend warst und frage dein Kind, ob es sich auch manchmal so fühlt.

 

Wie führt man dieses Gespräch?

 

“Kinder müssen spüren, dass sie den Raum haben, frei zu sprechen und Fragen zu stellen. Sie dürfen keine Angst haben, Emotionen zu zeigen. Denn das ist in Ordnung”, sagt Soesja.

 

Was du als Elternteil tun kannst, um dies zu erreichen, ist einerseits die Probleme des Kindes zu erkennen. “Denk daran, dass für Kinder ganz andere Dinge wichtig sind als für Erwachsene. Etwas, das dir klein und unbedeutend erscheint, kann für ein Kind von sehr großer Bedeutung sein.”

 

Andererseits ist Zuhören sehr wichtig. Eltern möchten ihren Kindern gerne helfen. “Aber in einem Gespräch über psychische Gesundheit ist das nicht immer notwendig oder sinnvoll.

 

Versuche dich deshalb mit dem Geben von Ratschlägen zurückzuhalten und frage stattdessen, was dein Kind braucht: ‘Findest du es gut, wenn ich dir zuhöre oder willst du auch einen Rat von mir?’ Vielleicht will dein Kind auch einfach nur seine Geschichte erzählen”, erklärt Soesja.

 

Dies gilt vor allem für Kinder im Jugendalter. “Die Eltern sind dann für den Moment nicht cool. Wenn Eltern Ratschläge geben, dann ignorieren die Kinder diese oft liebend gerne.”

 

Während des Gesprächs funktionieren Metaphern und Geschichten oft gut. Wenn dein Kind zum Beispiel zu klein ist, um zu verstehen, warum der überreizte Onkel nicht zum Geburtstag des Kindes kommt, kannst du die Metapher eines gebrochenen Beins verwenden: ‘Was machst du, wenn du dir ein Bein brichst? Dann gehst du zum Arzt und gehst ein paar Tage nicht in die Schule. Bei Onkel Levi ist in seinem Inneren etwas gebrochen und deshalb hat der Arzt gesagt, er muss auch noch eine Weile zu Hause bleiben.’

 

Oder führe dein Kind mit Hilfe eines Buches an das Thema psychische Gesundheit heran. Soesja: “Es gibt jede Menge wundervolle Kinderbücher, die dieses Thema behandeln.” Zum Beispiel ‘Frederic, der Zahlenprinz’, ‘Mamas Monster’ und Als Mama nur noch traurig war”.

 

Welche Formulierungen solltest du in einem Gespräch über psychische Gesundheit verwenden?

 

Der beste Ansatz, wie du mit deinem Kind über psychische Gesundheit sprechen kannst, hängt vom Alter des Kindes ab. “Eltern haben oft ein ganz gutes Gespür dafür, was ihr Kind schon versteht und was noch nicht”, sagt Soesja.

 

Kinder, die jünger als vier Jahre alt sind, haben noch Schwierigkeiten damit, abstrakte Konzepte zu verstehen. Konzentriere dich deshalb im Gespräch auf Dinge, die man sehen oder hören kann. Wenn ihr zum Beispiel auf dem Spielplatz seid und ein Kind weinen seht, kannst du zu deinem Kind sagen: ‘Schau, er muss weinen. Er ist traurig, weil er seinen Ball verloren hat.’ So kannst du deinem Kind Schritt für Schritt beibringen, was Gefühle sind.

 

Bei Kindern im Grundschulalter kannst du schon konkreter werden. Diese Kinder sind oft sehr direkt mit ihren Fragen. Gib dann auch direkte Antworten.

 

Kinder in dieser Altersklasse können schon verstehen, dass es eine Verbindung zwischen Körper und Geist gibt und somit auch einen Zusammenhang zwischen unserem psychischen und unserem körperlichen Wohlbefinden.

 

Man kann ihnen also gut erklären, dass ihr Herz schneller schlägt, wenn sie Angst haben, ebenso wie es schneller schlägt, wenn sie gerannt sind. Darüber zu sprechen und diesen Zusammenhang zu erklären, hilft Kindern dabei, sich selbst besser zu verstehen.

 

Jugendliche sind in der Lage, komplexe Informationen zu verstehen. Behandle sie daher im Gespräch über psychische Gesundheit auf Augenhöhe, um sie so gut wie möglich zu erreichen. Das kannst du zum Beispiel tun, indem du auch über deine eigene psychische Gesundheit sprichst. Gerade bei Jugendlichen ist es wichtig, immer wieder nachzufragen, wie es ihnen geht und zu sehen, ob sie ein offenes Ohr brauchen, gemeinsam über Lösungen nachdenken wollen oder sich elterlichen Rat wünschen.

 

Übungen, die du mit deinem Kind machen kannst

 

Ein Tagebuch kann deinem Kind dabei helfen, zu lernen, mit seinen oder ihren Gefühlen umzugehen. Soesja: “Wähle zusammen mit deinem Kind eine Form, die zu ihm oder ihr passt. Zeichnen, schreiben oder ein kurzes, tägliches Gespräch.”

 

Außerdem können Entspannungsübungen, Meditation oder Mindfulness auch für Kinder hilfreich sein”, sagt Soesja. Viele Erwachsene wissen diese Werkzeuge mittlerweile für sich zu nutzen. “Was viele jedoch nicht wissen, ist, dass auch für Kinder jede Menge zu diesen Themen zu finden ist.” Schau dir zum Beispiel diese Website an.

 

Brauchst du für das Gespräch mit deinem Kind zusätzliche Unterstützung und Beratung oder vermutest du, dass dein Kind Hilfe von einem Psychologen gebrauchen könnte? Nimm dann Kontakt zu uns auf. Das Erstgespräch ist immer kostenlos.