5 Tipps, um das Vertrauen in dein Bauchgefühl zu steigern

25 Jul ‘22
6 min
Selbstvertrauen
Arianna Freni
Überprüft von Psycholog*in Madelief Falkmann
Intuition, Gespür, Unterbewusstsein, sechster Sinn, innere Stimme…ganz gleich, wie es genannt wird, wir alle haben dieses Gefühl schon einmal erlebt. Unter den richtigen Umständen erweist sich das ‘Bauchgefühl’ als wertvolles Hilfsmittel, wenn es um das Treffen intuitiver Entscheidungen geht. Unsere Intuition ermöglicht es uns, uns selbst treu zu bleiben.

 

Das Bauchgefühl kann einen entscheidenden Einfluss auf unser tägliches Leben haben und wird oft unterschätzt. Mit bewussten Übungen kannst du lernen, das Vertrauen in dein Bauchgefühl zu steigern.

 

Der unsichtbare Faden

 

Wann wusstest du zuletzt, dass etwas richtig oder falsch ist ohne deine Entscheidungs genau begründen zu können? Kannst du dich an dieses Gefühl erinnern? Wenn ja, dann ist das ein perfektes Beispiel für dein ‘Bauchgefühl’.

 

Dem eigenen Bauchgefühl zu vertrauen bedeutet also nichts anderes, als dem zu folgen, was dir dein eigener Körper sagen will. Dies mag zwar wie eine geheimnisvolle Superkraft klingen, aber das Konzept, dass Darm und Gehirn eng miteinander verbunden sind, basiert auf einer tiefen neurologischen Grundlage, welche vielfach bewiesen ist.

 

In zahlreichen Studien von der Physiologie bis zur neurowissenschaftlichen Forschung wurde die Herkunft unseres Bauchgefühls und seine grundlegende Rolle in unserem Leben erforscht.


Unser zweites Gehirn

 

Aus physiologischer Sicht wird der menschliche Darm oft als das ‘zweite Gehirn’ bezeichnet. Mit mehr als 100 Millionen Neuronen im Verdauungstrakt verfügt er über ein eigenes, unabhängiges Nervensystem.

 

Über dieses komplexe neuronale Netzwerk überträgt das „zweite Gehirn“ Nachrichten von Billionen von Bakterien über chemische Signalstoffe an unser „erstes Gehirn“. Dadurch beeinflusst es unsere emotionalen Reaktionen und unsere Entscheidungsfindung enorm.

 

Wie wir stets betonen, sind Geist und Körper nicht voneinander getrennt. Vielmehr sind sie Teil eines einzigartigen Systems, indem unsere körperlichen Empfindungen eine Reaktion auf das sind, was im Gehirn passiert und umgekehrt.

 

Über das Bewusstsein hinaus

 

Sobald du eine Entscheidung triffst, auf etwas reagierst oder dich in einer Situation instinktiv bewegen musst, arbeitet dein Gehirn mit deinem Bauchgefühl zusammen, um eine schnelle Einschätzung der Situation zu ermöglichen.

 

Wie ein perfekt funktionierendes Uhrwerk vergleicht das erste Gehirn deine aktuellen Erfahrungen und eingehenden Sinneseindrücke mit deinen Erinnerungen, also dem Gelernten aus der Vergangenheit, deinen persönlichen Bedürfnissen und deinem Wissen. Anschließend berechnet es je nach Kontext den sinnvollsten nächsten Schritt.

 

Die körperlichen Reaktionen wie das Gefühl, Schmetterlinge im Bauch zu haben, entstehen, wenn das Gehirn die bestehenden kognitiven Muster, basierend auf unseren früheren Erfahrungen überarbeitet und (falsch) aufeinander abstimmt.

 

Dadurch entsteht häufig ein Kampf- oder Fluchtinstinkt. Das alles geschieht unmittelbar und außerhalb unserer bewussten Wahrnehmung. Wir sind wirklich unglaublich, oder?

 

Bauchgefühle spielen somit eine entscheidende Rolle bei der Verarbeitung von Informationen und Ereignissen, die um uns herum geschehen. Unabhängig davon, ob wir den Gesichtsausdruck einer Person wahrnehmen, eine neue Gelegenheit in Betracht ziehen oder eine bestimmte Situation bewerten.

 

Je mehr Erfahrung du also mit einer Materie hast, desto mehr Informationen stehen deinem Gehirn zur Verfügung, um die aktuelle Situation richtig einzuschätzen und dich dazu zu bringen, sie so optimal wie möglich zu bewältigen.

 

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Üben, üben, üben

 

Das Üben unserer Intuitionsfähigkeiten ist ein langer Prozess, der Zeit erfordert. Die meisten von uns scheuen vor ihren instinktiven Reaktionen zurück, da es ihnen sicherer erscheint, mit rein logischen Entscheidungen die Kontrolle zu bewahren. Das Bauchgefühl ist jedoch unglaublich hilfreich, wenn es auf die richtige Weise eingesetzt wird.

 

1. Höre auf deinen Körper

 

Die körperlichen Symptome, die uns zeigen, dass unser Körper mit unserem Bewusstsein kommuniziert, sind schwer zu ignorieren. Ein Schwindelgefühl bei emotionaler Unruhe, Übelkeit in Momenten der Angst, schwitzige Hände, ein trockener Mund und ein rasender Herzschlag – kommen dir diese Situationen gekannt vor?

 

Unabhängig vom Grund sind dies Reaktionen, die wir zur Kenntnis nehmen sollten. Sprich mit dir selbst, beobachte deinen Körper und achte darauf, unter welchen Umständen diese Gefühle kommen und gehen.

 

Was kann aus diesen Reaktionen gelernt werden? Was teilt dir dein Bauchgefühl mit und inwiefern ist es hilfreich für dich? Zu verstehen wie dein Körper funktioniert, kann dir helfen, dich und andere besser kennenzulernen.

 

2. Beginne mit kleinen Schritten


Finde eine gute Gelegenheit, um deine Intuition zu trainieren, selbst wenn du nur kleine Entschlüsse fällst. Nimm dir nicht zu viel vor und versuche vorerst nur mit kleinen Wagnissen und Risiken zu spielen.

 

Schnelle Handlungen mit kleinen Konsequenzen machen es dir einfacher, deiner Intuition zu folgen und minimieren mögliche überwältigende Gefühle, die durch impulsive Entscheidungen entstehen. Indem du klein anfängst und nach sicheren Wegen suchst, dein Bauchgefühl zu testen, wirst du dein Urvertrauen allmählich steigern können.

 

3. Behalte deine Fortschritte im Auge


Versuche, regelmäßig festzuhalten, wie dein Bauchgefühl reagiert und welche Ereignisse oder Situationen es auslösen.

 

Ein Tagebuch zu führen, könnte zum Beispiel eine hilfreiche Methode sein, um eine ausführliche Sammlung von Informationen über deine Reaktionen und deine Entscheidungsprozesse zu gewinnen.

 

Halte also den Moment, in dem du dein Bauchgefühl wahrnimmst, schriftlich fest. Notiere wie du reagiert hast, wie du gehandelt hast und den Grund dafür. Auf diese Weise lassen sich Muster in deinem Verhalten erkennen und du erfährst mehr über deine Denkprozesse.

 

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4. Stell deine Voreingenommenheit infrage

 

Auf sein eigenes Bauchgefühl zu vertrauen, kann in vielen Situationen nützlich sein. Es ist aber nicht für alle Situationen die beste Lösung. Um zu entscheiden, in welchen Momenten es sinnvoll ist, auf sein Bauchgefühl zu vertrauen, bedarf es einer gesunden Menge an Selbstreflexion. Manchmal kann das Bauchgefühl nämlich eine Widerspiegelung der eigenen (unbewussten) Voreingenommenheit sein.

 

Sich dieser unbewussten Neigungen bewusst zu werden, kann schwierig sein. Denn diese beeinflussen unser Verhalten, ohne dass wir uns darüber im Klaren sind. Unser Gehirn verarbeitet eine riesige Menge an Daten, die wir unbewusst kategorisieren und nach Mustern sortieren, die uns bekannt vorkommen.

 

Der Haken an diesem unbewussten Verhalten ist, dass wir dazu neigen, uns von Menschen und Gedanken leiten zu lassen, die mit unseren Ansichten übereinstimmen. Die Folge davon ist, dass wir Vorurteile entwickeln.

 

Indem du deine eigene Voreingenommenheit erkennst während du deiner Intuition folgst, gelingt es dir, deine Entscheidungen mit mehr Offenheit zu treffen und dich nicht auf deine Weltsicht zu versteifen.

 

5. Tauch in die Materie ein

 

Falls du das Gefühl hast, dass etwas nicht stimmt, solltest du innehalten und dein Verhalten aufmerksam beobachten. Nimm dir einen Moment Zeit, um einen Schritt zurückzutreten und deine Gefühle zu analysieren.

 

Hast du keine Lust, sofort zu handeln, dann versuche Informationen zu sammeln, die dir helfen, die Situation besser zu analysieren und eventuelle Risiken zu minimieren. Ein positives Ergebnis wird dich ermutigen, in Zukunft mehr und mehr auf dein Bauchgefühl zu hören.

 

Kopf hoch

 

Auf sein Bauchgefühl zu vertrauen, ist ein grundlegendes Instrument, um Entscheidungen zu treffen und sich selbst treu zu bleiben. Wie bei jeder Fähigkeit ist es die Übung, die uns wirklich gut darin macht. Der Schlüssel zum persönlichen Erfolg liegt also darin, auf die eigene Intuition zu hören. Je mehr du dein Zuhören trainierst, umso präziser (sowie nützlicher!) wird deine Wahrnehmung.

 

Lass dich auf deinen Körper ein und achte auf die kleinsten Unterschiede in deinen Reaktionen. Erinner dich, falls es erforderlich ist, an das, was du erreicht hast und wie weit du bereits gekommen bist.

 

Denke daran, dass du deinem Bauchgefühl immer vertrauen kannst. Einen Fehler zu machen bietet dir lediglich die wunderbare Gelegenheit zu lernen, zu wachsen und es erneut zu versuchen.