5 Tipps zum Umgang mit Gefühlen nach einer Kündigung

14 Jul ‘22
4 min
Arbeitsleistung
Annemarie Andre
Überprüft von Psycholog*in Marina Pacini
A woman is holding a balloon, looks at it in a melancholic way.
Eine Kündigung fühlt sich oft wie das Ende einer Beziehung an. Ob vorhersehbar oder ganz überraschend: Nach dem Gespräch macht sich eine Vielzahl von Gefühlen breit, von Ärger bis Enttäuschung. 

 

Eine Entlassung kann sich sogar auf dein mentales Wohlbefinden auswirken. Während der Großen Depression wurde nach Verlust des Arbeitsplatzes ein Anstieg der depressiven Symptome um 3,4 % in Europa verzeichnet. In diesem Artikel erfährst du, wie du mit den emotionalen Folgen einer Kündigung umgehen kannst und wie du wieder auf die Beine kommst!

 

Wen trifft es am härtesten?

 

Oft kommt es nicht darauf an, wie lange du bereits im Unternehmen bist, wie es dir gefällt und wie gut deine Beziehungen zu anderen Kolleg*innen sind. 

 

Am härtesten trifft es Mitarbeitende mit einem Mangel an Selbstbewusstsein und Mitgefühl mit sich selbst. Diese sehen sich selbst kritischer und hinterfragen die eigenen Fähigkeiten. Selbstbewussten Mitarbeiter*innen fällt es leichter, wieder auf die Beine zu kommen – sie glauben an sich selbst und können so negative Erlebnisse besser verarbeiten.

 

Wir haben Psychologin Marina Pacini gefragt, welche Tipps und Strategien sie hat, um eine Kündigung emotional zu verkraften und wieder auf die Beine zu kommen:

 

1. Gefühle zulassen

 

Selbst wenn du im Unternehmen gar nicht mehr glücklich warst, kann dich eine plötzliche Kündigung schockieren und aus der Bahn werfen. Der erste Schritt im Umgang mit Emotionen besteht darin, zu erkennen und zu verstehen, woher sie kommen”, sagt Pacini. 

 

Gehe deinen Gefühlen nach, indem du einen Spaziergang machst, deine Emotionen mit jemandem teilst oder einfach eine Weile achtsam und still bist. 

 

„Nachdem du deinen Emotionen Raum gegeben hast, ist es Zeit für Selbstfürsorge”, sagt Pacini und fährt fort: „Selbstfürsorge dient als Belohnung für die Verarbeitung deiner Gefühle und hilft dir, die emotionale Episode mit einem Gefühl der Kontrolle abzuschließen.”

 

2. Rede mit Freund*innen darüber

 

Deine Emotionen zu teilen, hilft dir dabei, dieses Kapitel deines Lebens zu verarbeiten und hinter dir zu lassen. Eine Kündigung passiert und ist nichts wofür du dich schämen musst. 

 

Selbst die erfolgreichsten CEOs und Manager*innen wurden schon mal gekündigt  – darunter zum Beispiel Apple-Gründer Steve Jobs und VOGUE-Chefredakteurin Anna Wintour, die das Ereignis sogar als charakterbildend beschrieb.

 

Trau dich, dein Netzwerk um Unterstützung zu bitten und sprich mit anderen über deine Gefühle. Wer weiß, vielleicht ergibt sich dadurch sogar die nächste Job-Chance.

 

3. Nimm dir Zeit für dich selbst

 

Bevor du dich von etwas erholen kannst, musst du erst wissen, wovon du dich erholst.

 

„Psychologisch gesehen geht eine Entlassung in der Regel mit Gefühlen der Unzulänglichkeit und der Selbstzweifel einher”, erklärt Pacini. „Allen gemeinsam ist ein Mangel an Selbstvertrauen und Empathie mit sich selbst.” 

 

Nimm dir also Zeit, aktiv an diesen Punkten zu arbeiten. Wenn es deine finanzielle Situation zulässt, ist es aus psychologischer Sicht ratsam, ein paar Wochen abzuwarten.

 

Das gibt dir Zeit um das Ereignis emotional zu verarbeiten, deine Bedürfnisse und Wünsche zu verstehen und deine nächsten Schritte zu organisieren.

 

 

4. Behalte eine gesunde Routine bei

 

Endlich bis 12 Uhr schlafen und Pizza statt gesundem Lunch essen? Lieber nicht! Zwar neigen Menschen nach einer Kündigung dazu, ihre gesamte Routine über Bord zu werfen, aber hilfreich ist das nicht unbedingt. 

 

Denn mit einer Kündigung gehen auch weitere (gesunde) Funktionen der Erwerbstätigkeit verloren. Laut Wissenschaftlerin Marie Jahoda sind das Zeitstruktur, Sinngebung, sozialer Kontakt, Status und tägliche Beschäftigung.

 

Deinem mentalen Wohlbefinden tut es gut, wenn du einige gesunde Routinen wie Sport und gesunde Ernährung beibehältst und deine sozialen Kontakte stärkst.

 

5. Organisiere dich selbst

 

Der erste Schock ist verarbeitet, aber was jetzt? Nach der Kündigung kannst du einige positive Schritte setzen, um wieder neu durchzustarten. 

 

„Nach einer anfänglichen Phase des Akzeptierens und Trauerns besteht die effizienteste Maßnahme darin, sich selbst zu organisieren”, sagt Pacini.

 

Du kannst dir folgende Fragen stellen: „Was sind meine nächsten Schritte? Worauf lege ich in meinem nächsten Job wert? Wo kann ich mit der Jobsuche beginnen?”

 

Aktualisiere deinen Lebenslauf und wende dich an dein Netzwerk: Deine nächste berufliche Herausforderung wartet bereits auf dich!

 

Zögere nicht, dir bei der Verarbeitung dieser schwierigen Zeit Unterstützung zu suchen und buche ein Gespräch mit unseren Psycholog*innen.