5 Tipps, um sich weniger Druck zu machen

16 Nov ‘23
6 min
Stress und Angst
Arianna Freni
Überprüft von Psycholog*in Eva Rüger
A man carrying a briefcase, being anxious.
Wenn du jemals das Sprichwort „Du bist dein eigener schlimmster Feind“ gehört hast, dann weißt du vermutlich, was damit gemeint ist. Das Leben ist schon voller Herausforderungen und dann machen wir uns mit unserem Streben nach Perfektionismus auch noch selbst Druck.

 

Was sind eigentlich die Gründe für diese Tendenz? Und auf welche Weise könnten wir uns selbst mäßigen, wenn wir uns selbst Druck machen? In diesem Artikel teilt Psychologin Eva Rüger fünf wesentliche Tipps zur Bewältigung von selbstinduziertem Stress mit dir.

Der Selbstdruckauslöser

 

Die Welt hält bereits viele Anforderungen, Pflichten und Verantwortung für uns bereit. Zusätzlich dazu kommen unsere eigenen Erwartungen an uns selbst, die oft für Stress und Frustration sorgen.

 

Selbstzweifel, Unsicherheit und mangelndes Selbstvertrauen sind alles Nebenprodukte unseres inneren Kritikers. Das führt dazu, dass wir hohe Maßstäbe an uns selbst setzen und einwandfreie Ergebnisse fordern, die wir aber von niemand anderem erwarten würden. Ziemlich verdreht, nicht wahr?

 

„Es ist eine menschliche Tendenz, viel strenger mit uns selbst als mit anderen zu sein“, erklärt Eva Rüger. „Was würdest du einem*einer Freund*in sagen, der*die einen Fehler gemacht hat oder sich unwohl fühlt, weil die Person negatives Feedback erhalten hat? Du würdest die Person wahrscheinlich trösten und an sie an ihre guten Qualitäten erinnern. Würdest du dir das auch selbst sagen?“

 

Streng mit uns selbst zu sein, macht aus evolutionärer Perspektive vollkommen Sinn: Früher mussten wir von unserer Gruppe gemocht werden, um zu überleben, also versuchten wir, perfekt hineinzupassen. Und wenn wir uns heute mit anderen vergleichen (zum Beispiel am Arbeitsplatz), wollen wir immer noch geschätzt werden und Fehler vermeiden, um unsere Jobs zu behalten und in unserer Karriere voranzukommen.

 

Eines der Probleme besteht laut Eva Rüger darin, dass wir selten innehalten, um die Dinge ins rechte Licht zu rücken. Denk mal darüber nach: Ist es wirklich so schrecklich, wenn wir nicht mit jedem auskommen oder wenn wir zufällig einige Fehler machen?

 

📚 Weiterlesen: Selbstbewusstsein stärken: 7 praktische Tipps für mehr Selbstwertgefühl

 

Perspektive ändern

 

Auch wenn das Streben nach Bestleistung eine große Motivationsquelle sein kann, ist es für die mentale und körperliche Gesundheit nicht förderlich, wenn man ständig hohe Ansprüche an sich selbst stellt.

 

Und ohne Zweifel ist es eine große Aufgabe, weniger Druck auf uns selbst auszuüben, besonders wenn du ein*e Perfektionist*in bist.

 

Glücklicherweise ist unser Geist ein mächtiges Werkzeug und findet immer effektive Lösungen. Nachfolgend haben wir die fünf wichtigsten Tipps aufgelistet, um mit Selbstdruck besser umgehen zu können.

 

💡 Neigst du zu Selbstsabotage? Dann lies diesen Artikel: So kannst du Selbstsabotage überwinden

 

5 Tipps, um dir selbst weniger Druck zu machen

 

1.  Erkenne deine Standards

 

Der erste Schritt zur Reduzierung des Selbstdrucks besteht darin, die strengen Regeln und die hohen Standards zu identifizieren, die wir uns selbst gesetzt haben. Eine Möglichkeit, sich davon zu lösen, uns selbst zu beurteilen, wenn wir unseren Erwartungen nicht gerecht werden, besteht darin, zu verstehen, woher diese kommen.

 

„Es könnte sein, dass wir von klein auf Überzeugungen oder Regeln entwickelt haben, die uns vor negativen Erfahrungen schützen (z. B. Ich muss immer perfekt aussehen, um von Gleichaltrigen gemocht und nicht abgelehnt zu werden)”, sagt Eva Rüger. „Es ist hilfreich anzuerkennen, dass ein hoher Standard in einem bestimmten Bereich eine Funktion hat und in früheren Zeiten nützlich war, uns aber möglicherweise nicht mehr dient.“

 

Zu verstehen, woher unsere Erwartungen und Regeln kommen, gibt uns nicht nur Verständnis und ermöglicht es uns, freundlicher mit uns selbst umzugehen, sondern eröffnet auch die Möglichkeit, neue, nützlichere und weniger strenge Regeln aufzustellen. Vielleicht hilft dir unsere Visualisierung dabei, herauszufinden, was authentischer Erfolg für dich bedeutet und wie du weniger streng mit dir selbst umgehen kannst.

 

2. Sprich mit jemandem, dem du vertraust

 

Ein erfolgreicher Weg, um die Erwartungen, die wir an uns selbst haben, zu bewältigen und die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten, besteht darin, dies mit Freunden, Familie oder Menschen, denen wir vertrauen, zu besprechen. Höchstwahrscheinlich waren sie in ähnlichen Situationen, in denen sie hart zusich selbst waren, so dass ihre Perspektive dir einen neuen hilfreichen Einblick in die Situation geben kann.

 

„Es ist normal, dass wir härter zu uns sind sind als zu anderen, aber wir müssen das nicht akzeptieren, wenn es negative Gefühle und Gedanken über uns selbst erzeugt“, erinnert Eva Rüger.

 

3. Auf die positive Seite wechseln

 

Abgesehen davon, dass wir negative Gedanken über uns selbst anerkennen und neue, anpassungsfähigere Regeln bilden, ist der Wechsel auf die positive Seite ein weiterer kraftvoller Ansatz. Erinnere dich täglich an deine positiven Eigenschaften. Denk daran, sie aufzuschreiben: Deine Leistungen, Fähigkeiten und erfolgreichen Erfahrungen.

 

„Die Stimme unseres inneren Kritikers kann laut sein, wenn sie uns an unsere Regeln erinnert und uns verurteilt, weil wir unseren hohen Ansprüchen nicht gerecht werden“, betont Eva Rüger. „Wir können diesen inneren Kritiker nicht einfach loswerden, aber wenn wir anerkennen, dass er lauter und öfter als üblich spricht, können wir besser darauf achten.“

 

Stell dir mal vor, dein innerer Kritiker sei ein Radio, das du auf einer Autofahrt hörst. Du kannst es nicht ausschalten, da du zwischendurch einige wichtige Verkehrsdurchsagen verpassen könntest. Eine intelligente Lösung könnte sein, die Lautstärke zu reduzieren, wenn du dich auf ein Gespräch mit der Person neben dir konzentrieren möchtest oder wenn du an etwas anderes denken möchtest.

 

📻 Möchtest du mehr über diese Radiotechnik erfahren? Dieses kurze Video gibt einen Einblick in dieses Thema

 

 

4.  Achte auf Körper und Geist

 

Freundlich zu uns selbst zu sein, ist die Grundlage des Stressmanagements, und keine andere Pflicht sollte uns davon abhalten. Wir können Freundlichkeit üben, indem wir wirklich nette Dinge für uns selbst tun. Das kann sein, indem wir uns ein schönes Bad gönnen, einen (möglicherweise gesunden) Snack essen oder uns Zeit für etwas nehmen, das wir lieben und das uns ein gutes Gefühl gibt, schlägt Eva Rüger vor.

 

Das Zeigen von Freundlichkeit gegenüber unserem Geist kann auch eng damit zusammenhängen, Grenzen zu setzen und „Nein” zu Dingen zu sagen, die wir nicht gerne tun würden.

 

Versuche, dir bewusst zu machen, wie sehr du damit beschäftigt bist, über deine eigene Leistung nachzudenken, und mach dir dann klar, dass wahrscheinlich alle anderen um dich herum damit beschäftigt sind, auf die gleiche Weise über sich selbst nachzudenken. Dies hilft, etwas Druck abzubauen und freundlicher zu sein, sowohl zu uns selbst als auch zu anderen.

 

5. Das große Ganze sehen

 

Schließlich ist der Glaube, dass man bei allem, was man tut, erfolgreich sein muss, unrealistisch und kann mehr schaden als nutzen. Wenn wir lernen, diese Annahmen zu hinterfragen, wenn sie sich ungesund auf unser Wohlbefinden auswirken, können wir sie in eine Stärke umwandeln.

 

Wenn du dich überfordert fühlst, solltest du aus deiner Komfortzone heraustreten und versuchen, dir das große Ganze vor Augen zu führen. Hinterfrage deine Gedanken – sind sie wirklich wahr? Und wenn du Fehler gemacht hast – sind sie wirklich so verwerflich? Was sehen andere Leute? Was würdest du einem Freund in deiner Position sagen?

 

Wenn du üben möchtest, wie du dir deiner wiederkehrenden Gedanken bewusster werden kannst, solltest du Achtsamkeitsübungen machen, um sie zu beobachten. Dies kann dazu beitragen, sich bewusster zu machen, was man sich selbst über, nun ja… sich selbst erzählt!

 

Umarme deine eigene Unvollkommenheit

 

Der Druck, den wir auf uns selbst ausüben, um perfekt zu sein, ist groß. Dennoch sind wir nicht dazu gemacht, perfekt zu sein. Wir Menschen sind fehlerhaft und haben unsere Stärken und Schwächen. Wir können in etwas hervorragend und in etwas anderem eine totale Katastrophe sein.

 

Wir können danach streben, unser Bestes zu geben, und das würdigt und motiviert uns oft, aber der Druck, mehr zu liefern, als in unseren (menschlichen) Möglichkeiten steckt, wird unseren Stress nur steigern.

 

Wenn du nicht jeden Moment des Tages perfekt bist, wird die Welt nicht zu Ende gehen. Also, atme tief durch und nimm den Druck von deinen Schultern. Du hast einen neuen Tag vor dir, strebe stattdessen nach Fortschritt.

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