Die Gewinnung psychisch starken Mitarbeiter*innen ist wie eine Investition in Wachstum: Wie funktioniert das?

31 Aug ‘22
5 min
Arbeitsleistung
OpenUp Redaktion
Überprüft von Psycholog*in Pia Linden
Wenn wir dir erzählen, dass es eine Geldanlage für dein Unternehmen gibt, die eine durchschnittliche Rendite von 500 Prozent erzielt, dann wärst du sicherlich stark interessiert. Nun, es gibt es tatsächlich. Studien von Deloitte haben gezeigt, dass sich die Investition in Programme für psychische Gesundheit am Arbeitsplatz fünffach (und schnell) auszahlen. Und dabei haben diese Studien noch nicht einmal berücksichtigt, dass diese Investition auch für gesunde und glückliche Mitarbeiter*innen sorgt!

 

Aber warum ist es die Investition in die psychische Gesundheit von Fachkräften eine gute Idee? Und wie sieht solch eine Investition innerhalb eines Unternehmens aus?

 

1. Psychisch gesunde Mitarbeiter*innen haben weniger Fehlzeiten

 

27 Prozent aller Fehltage stehen im Zusammenhang mit psychischen Problemen wie Burnout oder Überforderung. Abgesehen davon, dass psychische Beschwerden natürlich für den Mitarbeiter*innen selbst nicht angenehm sind, kosten sie den*r Arbeitgeber*in viel Geld.

 

Wie viel kostet die Abwesenheit eines Fachkraftes pro Tag?

 

Ein*e abwesende*r Mitarbeiter*in kostet zwischen 250 € und 400 € pro Tag. Dieser Betrag setzt sich wie folgt zusammen:

€150,-: Lohnfortzahlung, abhängig vom Gehalt

€150,-: Kosten für die Vertretung, abhängig vom Gehalt

€40,-: Geschätzter Produktionsverlust

€60,-: Kosten für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz (niederländischer Arbodienst)

 

 

  

2. Psychisch gesunde Mitarbeiter*innen sind kreativer und innovativer

 

Studien von BetterUp in den Vereinigten Staaten haben gezeigt, dass Mitarbeiter*innen, denen es nicht so gut geht, Schwierigkeiten damit haben, kreativ und innovativ zu sein. Aber auch das Gegenteil gilt: Glückliche Mitarbeitende sind tatsächlich kreativer und innovativer.

 

Das liegt daran, dass kreatives Denken, das Hinterfragen bestehender Vorstellungen und gedankliche Experimente mehr Gehirnleistung erfordern, als wenn man dem Status Quo folgt. Wenn dein Kopf voller Sorgen ist, hast du einfach nicht die nötigen geistigen Kapazitäten. Das blockiert den kreativen Prozess.

 

3. Investition in psychische Gesundheit = weniger Präsentismus

 

Nicht nur abwesende Mitarbeiter*innen kosten Geld. Dasselbe gilt auch für Mitarbeitende, die zwar anwesend sind, aber nur wenige ihrer Aufgaben erledigen können, weil sie sich nicht gut fühlen. Dieses Phänomen wird als Präsentismus bezeichnet: Fachkräfte sind gestresst, müde oder unmotiviert, aber dennoch körperlich am Arbeitsplatz anwesend. Weil sie (das Gefühl haben, dass sie) müssen.

 

Bitte, unterschätze dieses Phänomen nicht! Laut Deloitte sind die Kosten, die von Präsentismus verursacht werden, viermal so hoch wie die von Absentismus. Und letztendlich führt Präsentismus oft auch zu Absentismus, da sich Müdigkeit und Stress unter der Oberfläche so lange weiter aufstauen, bis die Fachkraft nicht mehr kann.

 

4. Wenn sich Mitarbeiter*innen wohlfühlen, kündigen sie nicht

 

Die Wahrscheinlichkeit, dass Mitarbeitende kündigen, ist geringer, wenn sie sich bei der Arbeit wohlfühlen. Eine Kündigung kostet doppelt. Nicht nur das Wegfallen des*r Mitarbeiters*in und seine oder ihre Kenntnisse und Fähigkeiten ist ein Verlust, auch das Einstellen und Einarbeiten neuer Mitarbeiter*innen ist teuer. Vorbeugen ist daher besser!

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Wie funktioniert eine Investition in psychische Gesundheit (und Wachstum)?

 

Die verschiedenen Möglichkeiten, in die psychische Gesundheit von Mitarbeitende zu investieren, können in reaktiv (du hilfst eine*m Mitarbeiter*in, nachdem er oder sie psychische Beschwerden entwickelt hat), proaktiv (du hilfst eine*m Mitarbeiter*in, um zu verhindern, dass er psychische Beschwerden entwickelt) und unternehmensweiten Kulturwandel (du sorgst für eine gesunde Unternehmenskultur und für Bewusstsein rund um psychische Gesundheit) eingeteilt werden.

 

Die durchschnittliche ‘Kapitalrendite’ hiervon beträgt 3 €, 5 € bzw. 6 € pro investiertem Euro. Aber es geht natürlich um Menschen und ihre Gesundheit und das ist noch viel mehr wert als Geld. Gerade deshalb ist es schön zu sehen, dass Investitionen in Menschen und ihre Gesundheit auch Investitionen in das eigene Unternehmen sind.

 

Im Allgemeinen werden die größten (finanziellen) Vorteile mit den folgenden Arten von Programmen erzielt:

 

  1. Programme, die groß angelegte kulturelle Veränderungen innerhalb des Unternehmens voranbringen, und Programme, die eine große Anzahl von Fachkräften im gesamten Unternehmen betreffen;
  2. Programme zur Prävention und Stärkung der Resilienz der Mitarbeiter*innen;
  3. Programme, die auf technische und diagnostische Methoden vertrauen, um Hilfsangebote auf diejenigen zuzuschneiden, die sie am dringendsten benötigen.

 

Das ultimative Ziel dieser Programme ist es, ein Gleichgewicht zwischen ‘beruflichen Anforderungen’ (was das Unternehmen von einer*m Mitarbeiter*in verlangt) und ‘beruflichen Ressourcen’ (die Ressourcen, die die Fachkraft erhält, um diese Anforderungen zu erfüllen) herzustellen, wie es das Job Demands-Resources-Modell beschreibt. Denn, wenn dieses Gleichgewicht stimmt, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass Mitarbeiter*innen aufgrund psychischer Probleme ausfallen.

 

Hier einige Tipps:

 

1. Biete den Mitarbeiter*innen Zugang zu On-Demand-Selbsthilfeprogrammen

 

Auf diese Weise kann der oder die Mitarbeiter*in jederzeit selbst damit beginnen, sich um seine eigene psychische Gesundheit zu kümmern. OpenUp bietet verschiedene Programme an, zum Beispiel zu gesundem Schlaf, Stressbewältigung, Selbstvertrauen und Umgang mit Konflikten. Aber auch andere Anbieter wie Headspace, Calm und Lepaya eignen sich hierfür. Die Wahl, von solchen Programmen Gebrauch zu machen, liegt der Fachkraft selbst. Dies vergrößert das Gefühl der Autonomie.

 

2. Ermögliche den Mitarbeiter*innen Zugang zu Einzelgesprächen mit einer*m Psycholog*in

 

Präventive Gespräche mit Psycholog*innen können oft verhindern, dass Mitarbeiter*innen aufgrund von psychischen Problemen ausfallen. Es hilft Menschen dabei, ihre derzeitigen Gewohnheiten und Arbeitsweisen zu hinterfragen und neue, effektivere Methoden zu entwickeln. Eine nachweislich effektive Investition.

 

3. Nutze ein Diagnostik- oder Screening-Tool, um die Bedürfnisse zu untersuchen

 

Damit du deine Herangehensweise besser an den Bedürfnissen innerhalb des Unternehmens ausrichten kannst, solltest du untersuchen, worin genau diese Bedürfnisse bestehen.

 

4. Investiere in Sensibilisierung

 

Die Sensibilisierung für das Thema psychische Gesundheit fällt in die Kategorie ‘unternehmensweiter Kulturwandel’ und bringt einen hohen ‘Kapitalertrag’ mit sich. Bist du Personalleiter*in? Sei ein*e Botschafter*in für psychische Gesundheit am Arbeitsplatz.

 

5. Beauftrage einen Gesundheitscoach

 

Körperliche Gesundheit fördert die psychische Gesundheit. Lade deshalb einen Gesundheitscoach ein, der deinen Mitarbeitende etwas zu gesunder Ernährung, Schlaf und Bewegung beibringt. Indirekt kann dies deinen Mitarbeitende auch dabei helfen, ihre psychische Gesundheit in Angriff zu nehmen. Körperliche Gesundheit ist nämlich greifbarer und ein weniger empfindliches Thema. Daran zu arbeiten kann ein Sprungbrett für die Arbeit an der psychischen Gesundheit sein.

 

6. Biete Unterstützung bei der Verwaltung von Finanzen

 

Finanzangelegenheiten können manchmal Stress verursachen. Unterstütze Fachkräfte dabei, ihre Finanzangelegenheiten in Ordnung zu bringen (und zu halten) und biete zum Beispiel Schulungen mit einem Finanzcoach an.

 

7. Schaffe eine stressfreie physische Umgebung

 

Ausreichend Tageslicht, viel Grün, genügend (ruhige) Arbeitsplätze, gute Luftqualität, eine angenehme Temperatur und wenig Lärm wirken stressmindernd. Die Wirkung einer angenehmen Arbeitsumgebung auf die psychische Gesundheit sollte nicht unterschätzt werden. Denn diese ist tatsächlich enorm!

 

8. Schule Führungskräfte

 

Wenn es um psychische Gesundheit von Mitarbeiter*innen geht, haben Führungskräfte die Fäden in der Hand. Schule sie darin, Anzeichen psychischer Beschwerden zu erkennen und auf Mitarbeitende zuzugehen, denen es nicht gut geht. Dies ist entscheidend für das Schaffen eines sicheren Umfeldes, in dem sich Mitarbeiter*innen unterstützt fühlen, ihre psychischen Beschwerden in Angriff zu nehmen.

 

9. Beauftrage einen*r unternehmenseigenen Psycholog*in

 

Laut McKinsey bieten immer mehr Arbeitgeber*innen psychologische Unterstützung vor Ort an. So werden Reisezeit und Behandlungskosten eingespart.

 

 

👉 Mehr lesen? Lesen Sie hier das Interview mit Lara Herpers, Leiterin Menschen & Kultur @ Team5pm. „Aufmerksamkeit für das psychische Wohlbefinden muss im gesamten Unternehmen verankert sein.“

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