In diesem Artikel möchten wir dich über diese Herausforderung informieren und dir erklären, wie du als HR-Manager*in Mitarbeitende am besten unterstützen kannst.
Finanzieller Stress ist eine der größten Herausforderungen für die psychische Gesundheit
Deutschen Haushalten geht langsam aber sicher das Geld zum Sparen aus – und das obwohl Deutschland traditionell zu den wirtschaftlichen Vorreitern in Europa zählt. Aber Inflation und steigende Preise machen auch eifrigen Sparer*innen zu schaffen. Helmut Schleweis, der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), rechnet damit, dass bald 60 % der Haushalte ihr gesamtes Einkommen für die Lebenserhaltung aufwenden müssen.
Diese Geldsorgen schlagen sich in Gesundheitsproblemen nieder. Schon lange ist bekannt, dass Armut Depressionen und Angststörungen begünstigt und vor allem einkommensschwache Familien mit diesen Herausforderungen kämpfen. Nun droht jedoch auch die Mittelschicht abzurutschen. Finanzielle Geldsorgen äußern sich auf Dauer auch körperlich und können zu Kopfschmerzen, Dauermüdigkeit, erhöhtem Blutdruck und Magen-Darm-Problemen führen.
Außerdem berühren sie alle Facetten unseres Lebens. Im schlimmsten Fall betreffen sie unsere körperlichen Grundbedürfnisse. Essen, Trinken, Kleidung, Unterkunft. Darüber hinaus beeinträchtigen sie auch unser soziales Leben, unsere Sport- und Freizeitaktivitäten, Urlaube und Wochenenden, Aktivitäten zur Selbstentfaltung (z. B. Kurse und Schulungen), da diese oft Geld kosten. Darüber hinaus beeinträchtigt der Stressfaktor Geld unser Selbstwertgefühl.
Alles in allem bedeuten Geldprobleme also einen enormen Druck.
Warum es wichtig ist, Mitarbeitende mit finanziellem Stress zu beraten
Finanzieller Stress ist eine der häufigsten Formen von Stress in der Welt. Dieser kann zu schlechtem Schlaf, Demotivation, Vermeidung von Telefonaten und sozialen Kontakten und körperlichen Schmerzen führen.
Menschen nehmen dies mit an den Arbeitsplatz. Finanzieller Stress wirkt sich daher direkt auf die Produktivität und Arbeitsleistung der Mitarbeitenden aus. Mehrere Studien zeigen Folgendes:
- Menschen mit Geldsorgen sind bei der Arbeit weniger produktiv
- Ein Vollzeitbeschäftigter ist im Durchschnitt 156 Stunden (das entspricht 19,5 Tagen) von der Arbeit abgelenkt, weil er persönliche Probleme hat
- Laut Eldar Shafir, Psychologe an der Princeton University, sind Menschen mit Geldproblemen vorübergehend weniger intelligent: Sie verlieren mindestens 10 Punkte beim IQ
- Langfristige Planung funktioniert schlechter, Menschen treffen impulsive Entscheidungen und die Schulden können dadurch noch größer werden
- Mitarbeitende mit Geldsorgen haben häufiger schlechte Beziehungen zu Kolleg*innen
- Mitarbeitende befürchten, dass durch die Energiekrise Arbeitsplätze verloren gehen
- Arbeitnehmer*innen mit Geldsorgen sind doppelt so häufig bereit, sich einen anderen Arbeitsplatz zu suchen
Daher ist Hilfe bei Geldproblemen und finanziellem Stress nicht nur für den Mitarbeitenden gut, sondern auch für das Unternehmen wichtig. Eine Investition in die finanzielle Gesundheit der Mitarbeitenden zahlt sich oft schnell aus.
Wer leidet unter finanziellem Stress?
Laut ARD-Deutschlandtrend haben vor allem Haushalte mit geringerem Einkommen finanzielle Probleme. Das bedeutet jedoch nicht, dass Haushalte mit höherem Einkommen dagegen immun sind. Der Stress in dieser Gruppe hat in den letzten Monaten rapide zugenommen. 70 % der befragten Bürger*innen in Deutschland versuchen, Energie zu sparen. Beinahe die Hälfte aller Befragten schränkt sich bei Lebensmitteleinkäufen, Freizeitgestaltung und Urlaubsreisen ein.
Frauen sind häufiger von finanziellem Stress betroffen. Im Jahr 2021 befürchteten 48 % der europäischen Frauen, dass sich steigende Rechnungen negativ auf ihr allgemeines Wohlbefinden auswirken würden, verglichen mit 41 % der Männer. Die Inflation ist der größte Stressfaktor.
Auch Mitarbeitende mit niedrigem Bildungsstand haben häufiger Geldsorgen.