Nur wenn du dich selbst wohlfühlst, kannst du wirklich für andere da sein. Daher ist es gut, sich als Führungskraft auch um sich selbst zu kümmern. Welche Prioritäten stehen bei dir ganz oben auf der Liste?
Self-Care: Trend oder ernstzunehmende Angelegenheit?
Self-Care (auf Deutsch Selbstfürsorge) scheint heutzutage wie ein Trend, der uns (gerade auf Instagram) an jeder Ecke begegnet. Aber obwohl so viel darüber geredet wird, kommt Self-care oft zu kurz. Wir sind beschäftigt, es ist zu unwichtig, wir haben keine Zeit dafür. Oder wissen vielleicht gar nicht, wo wir jetzt anfangen sollen.
Vor allem wenn es um die Arbeit geht, kommen viele erst dann dazu, sich um sich selbst zu kümmern, wenn alle anderen Aufgaben abgehakt sind. Und selbst dann gibt es etwas zu tun, das nützlicher ist – oder zu sein scheint – als Selbstfürsorge.
Untersuchungen der Universität Bremen zeigen jedoch, dass Selbstfürsorge ein entscheidender Faktor für eine gesunde und nachhaltige Führung ist. Nicht nur, weil Self-care den Führungskräften die Energie und Ruhe gibt, um für ihre Teams da zu sein, sondern auch, weil sie den Ton für den Rest des Unternehmens angibt. Eine Führungskraft, die sich gut um sich selbst kümmert, gibt anderen das Selbstvertrauen, es ihr gleichzutun.
Mit anderen Worten: Wenn ein CEO oder eine Führungskraft mit gutem Beispiel vorangeht, überträgt sich das Verhalten auch auf den Rest des Unternehmens. Es ist ansteckend und inspirierend.
Führung und mentales Wohlbefinden
Arbeit an sich ist gut für unser mentales Wohlbefinden. Sie gibt uns ein Ziel, einen Sinn und bedeutungsvolle Beziehungen zu anderen.
Doch es gibt viele Situationen, in denen unsere Arbeit nicht zu unserem Wohlbefinden beiträgt. Wenn sie sehr stressig ist, wenn wir nicht abschalten können oder wenn wir uns dort nicht sicher fühlen, zum Beispiel.
US-Forschungen über das mentale Wohlbefinden am Arbeitsplatz zeigen, dass für über 80 Prozent der Beschäftigten mindestens ein Faktor am Arbeitsplatz das mentale Wohlbefinden beeinträchtigt. Das führt zu Fehlzeiten (etwa acht Tage pro Arbeitnehmer*in und Jahr) und manchmal sogar zur freiwilligen Kündigung.
Die Art und Weise, wie wir unsere Arbeit organisieren, spielt dabei eine große Rolle. Und gerade als Führungskraft – jemand mit vielen Verantwortlichkeiten und Aufgaben – willst du sicherstellen, dass diese Bedingungen stimmen. Dass es ein Gleichgewicht gibt (was immer das für dich bedeutet) und dass du die Unterstützung hast, nach der du dich sehnst.
Du musst nicht so tun, als wäre alles perfekt
In einer Welt, in der jede*r Sechste mit mentalen Herausforderungen zu kämpfen hat (laut OECD), ist es völlig normal, dass wir uns nicht jeden Tag gut fühlen. Geschweige denn, dass wir jeden Tag produktiv und in Höchstform sind.
Und das gilt auch für Führungskräfte und CEOs. Dennoch haben viele Führungskräfte das Gefühl, dass sie das bei der Arbeit nicht zeigen können. Wir haben das Gefühl, dass wir weniger ernst genommen werden, wenn wir zeigen, dass wir unsicher, gestresst oder unruhig sind.
Dabei ist genau das Gegenteil der Fall.
Eine Studie des Psychiatrie-Professors Nassir Ghaemi zeigt, dass mentale Herausforderungen uns tatsächlich zu einer starken Führungskraft machen. Der Grund: Sie stimulieren vier besondere Qualitäten in Menschen:
- Realismus
- Widerstandsfähigkeit
- Empathie
- Kreativität
Du musst nicht immer – auch nicht als Führungskraft – jeden Tag alles im Griff haben. Wenn du offen über deine Zweifel, Sorgen und Gedanken sprichst, werden all diese Gefühle normal. Gefühle, die wir alle kennen, erleben und als Herausforderung empfinden.
Und indem du erzählst, was in dir vorgeht, ermutigst du andere, das Gleiche zu tun. Und das ist wichtig, denn genau diese Offenheit schafft ein sicheres Arbeitsumfeld, in dem sich die Menschen wohlfühlen.