Bestandsaufnahme: Der Status Quo bei hybrides Arbeiten
Die Corona-Pandemie hat zu einem rasanten Wandel der Arbeitswelt beigetragen. Vor allem Flexibilität spielt dabei eine immer größere Rolle. Eine Befragung zeigt, dass 95% aller Erwerbstätigen ihre Arbeitszeit frei einteilen und individuelle Leistungsziele eigenständig festlegen möchten. Entscheidend ist aber insbesondere Flexibilität bei der Wahl des Arbeitsortes:
- 88% der Angestellten ist auch nach der Pandemie die Möglichkeit zum Home Office/ hybrides Arbeiten wichtig
- 71% finden, dass mobiles Arbeiten in Deutschland allgemein stärker verbreitet sein sollte
- Die Präferenzen sind individuell sehr verschieden: 10% möchten ausschließlich von zuhause aus arbeiten, 22% wünschen sich mehrere Home-Office-Tage pro Woche, 30% reicht ein Tag und 34% würden das mobile Arbeiten nur sporadisch nutzen
Diese Befunde machen deutlich: Die Zukunft gehört ganz klar hybrides Arbeiten – auch Hybrid Work genannt. Für viele Erwerbstätige ist ein solches Modell ideal, denn es bietet maximale Flexibilität und Selbstbestimmung und vereint die Vorteile aus Anwesenheit vor Ort und Home Office.
„Die neue Normalität entscheidet sich nicht zwischen klassischer Präsenzarbeit und Home-Office, sondern ist ein klares Sowohl-als-auch”, erklärt der Auftraggeber der Studie. Sein Fazit: „Ein hybrides Arbeitsmodell wird sich zunehmend durchsetzen. Die meisten werden einige Tage pro Woche ins Büro gehen und einige Tage von zu Hause aus arbeiten. Einige werden nur noch im Home-Office sein, andere nur im Büro. Und der eine und die andere wird “Workation” bevorzugen und am Urlaubsort arbeiten, sei es im Hotel oder Camper – immer vorausgesetzt, der Job lässt das zu.“
Die Herausforderungen von hybrides Arbeiten: Warum sind Mitarbeitende besorgt?
Wer ungestört und konzentriert arbeiten möchte, verbringt den Tag am Schreibtisch daheim. Wer kollaborative Projekte eingeplant hat oder sich einfach mal wieder mit den Kolleg*innen austauschen möchte, kommt ins Büro. Das klingt doch ganz einfach. Oder etwa doch nicht?
Wie anfangs genannt, lösen hybride Arbeitsmodelle nicht nur Begeisterungsstürme aus. Eine Studie fand heraus, dass drei Viertel aller Erwerbstätigen Bedenken in Bezug auf hybrides Arbeiten haben. Um mit diesen Herausforderungen konstruktiv umgehen zu können, schauen wir uns als erstes an, wo genau Grund zur Sorge besteht. Die drei am häufigsten genannten Punkte sind:
- Erwartungen bezüglich Präsenz im Büro werden nicht klar kommuniziert (28%)
- Best Practices für hybrides Arbeiten fehlen im Unternehmen (26%)
- Beschäftigte, die häufiger von zuhause aus arbeiten wollen, erhalten nicht die gleichen Chancen (25%)
Die Antworten zeigen ganz klar, dass es nicht das hybride Arbeiten an sich ist, was Angestellten Sorgen bereitet. Stattdessen führt eher der oftmals ausbaufähige Führungsstil beim hybriden Arbeiten zu Bedenken. Mitarbeitende haben vor allem Angst, Fehler zu machen und sich so Karrierechancen zu verbauen. Das kann zu enormen Druck führen.
Wie lässt sich hybrides Arbeiten erfolgreich gestalten? 5 Tipps
1. Kontrolle ist (eigentlich überhaupt nicht) gut, Vertrauen ist besser
Damit hybrides Arbeiten gelingt, gilt es einiges zu beachten. An allererster Stelle steht Vertrauen – die wichtigste Voraussetzung für Hybrid Work. Anstatt von Mitarbeitenden zu verlangen, dass sie jeden Tag ihre acht Stunden im Büro absitzen, sollten die Ergebnisse im Vordergrund stehen.
2. Chancengleichheit vor Ort und im Home Office
Als Konsequenz bedeutet dies allerdings, dass alle Beschäftigten die gleichen Karrierechancen erhalten müssen. Ob jemand lieber im Büro oder lieber von zuhause aus arbeitet, sollte für die Beförderung oder die Gehaltserhöhung keine Rolle spielen. Hier zählt einzig und allein die Leistung – und diese Einstellung müssen Führungskräfte auch glaubwürdig vermitteln.
3. Erwartungen transparent machen, ohne Mitarbeitende zu bevormunden
Besonderes Feingefühl ist beim Thema Kommunikation gefragt. Einerseits sollten Erwartungen klar kommuniziert werden, andererseits wünschen sich Erwerbstätige auch flexibles und selbstbestimmtes Arbeiten. Es wird daher empfohlen auf starre Top-Down-Regeln zu verzichten. Stattdessen sollten sinnvolle Grundprinzipien zum hybriden Arbeiten erarbeitet und entsprechend transparent gemacht werden.
4. Flexibilität gewinnt: Kernzeiten und flexible Bürotage
Anstelle fester Arbeitszeiten von 9 bis 17 Uhr empfehlen sich sogenannte Kernzeiten. Dies bedeutet, dass zwar einige Stunden am Tag – beispielsweise der Zeitraum zwischen 11 und 15 Uhr – vorgegeben sind, die Mitarbeitenden darüber hinaus aber selbst entscheiden können, wann sie arbeiten möchten. So werden wichtige Voraussetzungen für die Kommunikation und Zusammenarbeit innerhalb der Teams sichergestellt, den Beschäftigten aber dennoch ausreichend Flexibilität überlassen.
Das Gleiche wie für die Arbeitszeit gilt auch für den Arbeitsort: Anstatt etwa dienstags und donnerstags Präsenzpflicht zu verordnen, kommen Angestellte am besten einfach dann ins Büro, wenn sie es als sinnvoll empfinden. Um überfüllte oder komplett leere Büros zu vermeiden, können Mitarbeitende ihre Office-Tage im Voraus in einen Plan eintragen. Dieser kann sogar als zusätzlicher Anreiz dienen: Wer weiß, dass man die Lieblingskolleg*innen im Büro antreffen wird, empfindet vermutlich zusätzliche Motivation und Vorfreude aufs Arbeiten vor Ort.
5. Beschäftigte in den Diskurs einbeziehen
Nicht immer ist es möglich, die Interessen jedes einzelnen Teammitglieds zu berücksichtigen – trotzdem schätzen die meisten Angestellten einen demokratischen Führungsstil. Wer das Gespräch mit den Mitarbeitenden sucht und nach ihren Bedürfnissen fragt, kann höhere Erfolgsaussichten beim hybridem Arbeiten erwarten: Selbst wenn sich nicht alle Wünsche umsetzen lassen, empfinden Beschäftigte den Bottom-Up-Ansatz als positiv. Das führt zu mehr Zufriedenheit und einer stärkeren Akzeptanz neuer Prinzipien.