Wie kannst du als HR-Professional eine gesunde Unternehmenskultur in einer Branche aufbauen, in der es wenig Raum und Verständnis für mentales Wohlbefinden gibt?
1. Herausforderungen in der Bauindustrie bewältigen
Die Überzeugungen, die in der Baubranche vorherrschen, machen es schwierig, dem mentalen Wohlbefinden die Aufmerksamkeit zu schenken, die es verdient. Jüngste Untersuchungen zeigen zum Beispiel, dass Beschäftigte in diesem Sektor seltener an Programmen und Initiativen zur Förderung des Wohlbefindens teilnehmen und häufiger als Beschäftigte in anderen Sektoren mit ihrer Gesundheit zu kämpfen haben.
Außerdem zeigt eine Studie von HR Locker, dass fast 80 Prozent der Berufstätigen sich unwohl fühlen, wenn sie mit anderen über mentale Herausforderungen sprechen. Deshalb ist es ein wichtiger erster Schritt für die HR-Abteilung, sich zu öffnen und das Gespräch zu normalisieren. Denn diese Kultur des mentalen Wohlbefindens ist das Herzstück jeder Initiative.
Eine offene Kultur hängt von der psychologischen Sicherheit ab. Oder einfacher gesagt: dass es geschätzt wird, wenn du Ideen, Fragen, Bedenken oder Fehler ansprichst. Es bedeutet auch, dass es keine Ängste gibt: Die Mitarbeiter*innen fühlen sich frei, ihre Meinung zu sagen, ohne Angst zu haben, dafür verurteilt zu werden.
Denke außerdem daran, dass das Angebot und die Beratung niedrigschwellig genug sind für Menschen, die noch keinen Bezug zum psychischen Wohlbefinden haben, bestimmte Begriffe noch nicht kennen oder wenig Erfahrung damit haben.
Praxis-Tipp: Betone, dass mentales Wohlbefinden in erster Linie da sein darf und in zweiter Linie Aufmerksamkeit erfordert. Jede*r hat von Zeit zu Zeit mit mentalen Herausforderungen zu kämpfen. Das ist völlig normal, genauso wie die Suche nach Unterstützung.
Nur in einem Umfeld, in dem Wohlbefinden anerkannt, akzeptiert und gefördert wird, fühlen sich Menschen frei, darüber zu sprechen. Geschweige denn, daran zu arbeiten. Ermutige Teamleads und Manager*innen, das Gespräch in ihren Teams zu eröffnen (biete auch die notwendige Unterstützung an, z. B. wie man das Gespräch beginnt), und setze unternehmensweite Initiativen auf, die dazu beitragen.
Hilfreich ist es, sich auf Themen zu konzentrieren, mit denen sich viele identifizieren können, wie Stress, körperliche und geistige Belastung, Elternschaft und unregelmäßige Arbeitszeiten.
Lies weiter: Wie schaffst du psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz?
2. Engen Kontakt mit den Arbeitnehmer*innen aufrechterhalten
Kommunikation ist alles, sowohl in einer Beziehung als auch am Arbeitsplatz. Aber es ist oft schwierig, einen guten Kontakt zu Mitarbeiter*innen zu halten, die nicht am Schreibtisch sitzen. Eine Studie von Workplace zeigt zum Beispiel, dass sich zwar 86 Prozent der Beschäftigten mit ihrem eigenen Team verbunden fühlen, aber nur 14 Prozent auch mit der Hauptverwaltung. Infolgedessen fühlen sich die Beschäftigten nicht gesehen oder gehört.
Ein zentraler Kommunikationskanal und eine gute Kommunikation von und durch die Führungskräfte können dies verhindern.
Ein gutes Kommunikationstool sorgt nicht nur dafür, dass deine Nachrichten ankommen, sondern ermöglicht es dir auch, die Stimmung im gesamten Unternehmen einzuschätzen und mit allen direkt in Kontakt zu bleiben. Auf diese Weise können sich auch Beschäftigte ohne Bürofunktion bei Fragen oder Problemen einfach an die HR-Abteilung wenden.
Führungskräfte helfen auch dabei, eine Brücke zwischen der Zentrale und der Produktion zu schlagen und die Botschaft über mentales Wohlbefinden zu vermitteln. Zeige deinen Führungskräften, wie sie Gespräche über mentales Wohlbefinden führen können, sowohl individuell als auch mit dem Team.
Praxis-Tipp: Mache Führungskräfte auf ihre Vorbildfunktion aufmerksam und unterstütze sie dabei. Wer selbst offen über sein Wohlbefinden spricht, schafft Raum für andere, das Gleiche zu tun. Mit gutem Beispiel voranzugehen ist eine bewährte Technik, die sich positiv auf die Einstellung der Beschäftigten auswirkt.
3. Manager*innen in ihrer Rolle unterstützen
Manager*innen haben eine Schlüsselfunktion inne. Sie überbrücken die Kluft zwischen der HR-Abteilung und den Fachkräften, tragen zur psychologischen Sicherheit in Unternehmen bei und haben eine Vorbildfunktion für die Beschäftigten.
Dafür braucht es jedoch die richtigen Kenntnisse und Fähigkeiten. Unterstütze daher die Führungskräfte in deinem Unternehmen, indem du ihnen relevante Schulungen, Tools und Ressourcen zur Verfügung stellst, die ihnen die Arbeit erleichtern.
Praxis-Tipp: Sprich regelmäßig mit deinen Führungskräften, um zu sehen, wie es ihnen und ihrem Team geht. Führe ein Gespräch, in dem sich die Führungskräfte untereinander und mit dir als HR-Professional austauschen können.
Frag sie ausdrücklich, was sie von dir brauchen, um ihre (Vorbild-)Rolle bestmöglich zu erfüllen. Plane wiederkehrende Gespräche oder richte ein Buddy-System ein, bei dem du Führungskräfte zusammenbringst, um gemeinsam Herausforderungen zu besprechen.
Lies weiter: So bindet man Führungskräfte in die Schaffung einer offenen Unternehmenskultur ein
Aufrechterhaltung einer offenen Kultur
An der Mentalität, die im Ingenieurwesen, in der Fertigung und im Baugewerbe vorherrscht, ist nichts auszusetzen, solange es Raum gibt, offen über Herausforderungen, Gefühle und Schwachstellen zu sprechen.
Erinnere die Beschäftigten daran, dass Selbstfürsorge nicht nur mit harter Arbeit einhergehen kann, sondern es auch leichter macht, konstant gute Arbeit leisten zu können.
Konzentriere dich auf die Normalisierung eines Gesprächs über mentales Wohlbefinden. Kommuniziere lieber zu viel als zu wenig über die Bedeutung des Wohlbefindens, fordere die Führungskräfte auf, mit gutem Beispiel voranzugehen und schaffe viele Möglichkeiten, Probleme und Herausforderungen anzusprechen. Stelle sicher, dass Unterstützung bei psychischen Herausforderungen, z. B. durch Psycholog*innen oder Coaches, auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten verfügbar ist.
Sobald das Fundament steht, wirst du sehen, dass Programme und Initiativen für mentales Wohlbefinden besser angenommen werden.
Lies weiter: Der Einfluss der Unternehmenskultur auf die mentale Gesundheit und was zu tun ist