Welche Folgen hat dieser Arbeitskräftemangel für die Mitarbeitenden, die in deinem Unternehmen arbeiten? Wie wirkt sich dieser Mangel auf das psychische Wohlbefinden deines Personals aus? Und was kannst du tun, um sie zu unterstützen?
Personalmangel in allen Branchen
Im August gab es in Deutschland 100 offene Stellen pro 140 Arbeitslosen. Immer mehr Betriebe sind dazu gezwungen, ihre Aktivität wegen fehlendem (Fach-) Personal einzugrenzen.
Als aktuellste Ursache für den Mangel ist unter anderem die Coronakrise zu nennen. Viele Branchen haben während der Pandemie Beschäftigte verloren oder entlassen. Beschäftigte, die nun auch nicht wieder zu ihrem vorherigen Jobs zurückkehren können oder wollen. Laut Bundesagentur für Arbeit haben allein in die Gastronomie und Hotellerie Branche im ersten Pandemiejahr (2020) knapp 390.000 Beschäftigte – mehr als die Hälfte – eine neue Stelle begonnen. Viele davon im Verkauf, der Logistik oder in der Verwaltung.
Vom Personalmangel betroffen sind nicht nur die Gastronomie, der Einzelhandel oder die Pflege, sondern branchenweit stehen auch Unternehmen und der öffentliche Dienst vor dieser Herausforderung.
Die sogenannte Fachkräftelücke liegt laut Institut der deutschen Wirtschaft im Zwölf-Monats-Durchschnitt von Juli 2021 bis Juli 2022 für qualifizierte Arbeitskräfte über alle Berufe hinweg bei 537.923 Stellen. Die Zahl beinhaltet die offenen Stellen, die rein rechnerisch nicht besetzt werden konnten, da es keine passenden qualifizierten Arbeitslosen für sie gab um sie einnehmen zu können.
Nicht zuletzt trägt auch die älter werdende Bevölkerung dazu bei, dass es immer mehr offene Stellen gibt, wie beispielsweise im Gesundheitswesen.
Die Folgen vom Personalmangel auf die Mitarbeitenden
Als Personalverantwortlicher spürt man zweifelsohne die Folgen des Arbeitskräftemangels. Deine Arbeit ist mit einem Mal sehr viel anspruchsvoller geworden. Und mit großer Wahrscheinlichkeit ist auch die Arbeit deiner Kolleg*innen deutlich anspruchsvoller geworden.
Im August haben niederländische Betriebsärzte bereits davor gewarnt: Durch den Arbeitskräftemangel nimmt der Druck auf die aktuellen Beschäftigten zu. Das hat zur Folge, dass immer mehr Menschen völlig überlastet zu Hause sitzen. Als Unternehmen gerät man so in einen Teufelskreis: Es steht noch weniger Personal zur Verfügung, was dennoch immer mehr Aufgaben übernehmen muss.
Psychologin Pia Linden von OpenUp erzählt: „Ich spreche mit vielen Menschen, die sagen, dass vor allem die berufliche Belastung Stress für sie bedeutet. Viele befinden sich in einer Situation, in der sie zusätzlich die Arbeit anderer übernehmen müssen. In einigen Fällen sind diese Aufgaben neu oder schwieriger als ihre eigenen, wobei sie nicht einmal entsprechend eingearbeitet werden.“
Laut IAB lag der Krankenstand in Deutschland im zweiten Quartal 2022 mit 5,18 Prozent deutlich über dem Wert des Vorjahresquartals (4,11 Prozent).