Retention Management 2023: So kannst du Mitarbeitende binden

16 Jan ‘23
3 min
Beziehungen
Arbeitsleistung
OpenUp Redaktion
Überprüft von Psycholog*in Paul Hessels

Wer langfristig gute Mitarbeitende binden und so die Fluktuation senken will, steht 2023 also vor einigen Herausforderungen und sollte einen Blick auf seine Retention Strategie werfen. Denn nur 14 % der Arbeitnehmenden in Europa sind engagiert bei der Arbeit – so das ernüchternde Fazit der Gallup-Studie 2022. Im Gegensatz dazu sagen 44 %, dass die Zeit gerade günstig ist, um einen neuen Job zu finden. 

 

Neben der inneren Motivation gibt es viele äußere Einflüsse, die Mitarbeiter*innen derzeit zu schaffen machen, angefangen vom Ukraine-Krieg über die Energiekrise bis hin zur Inflation. Oft wird aufgrund steigender Lebenshaltungskosten auch das Gehalt beklagt.  Kurzum: Der Arbeitsmarkt wird dieses Jahr ganz schön aufgewirbelt und ist vielen Einflüssen unterworfen. In diesem Artikel stellen wir dir als HR-Professional Strategien vor, mit denen du gute Mitarbeitende an dich binden und sogar deine Retention Rate reduzieren kannst.

 

Was ist Retention Management?

 

Der Begriff Retention Management hat sich in den letzten Jahren einen Namen gemacht. Dabei ist der Begriff gar nicht so neu, wie er klingt. Retention stammt vom Lateinischen retinere” und bedeutet so viel wie zurückhalten. In der Privatwirtschaft verstehen wir darunter die Bindung von Kund*innen oder Mitarbeitenden ans Unternehmen.

 

Für HR-Professionals ist vor allem die Bindung der Mitarbeiter*innen ans Unternehmen von Bedeutung. Der Begriff Retention Management ist dabei äußerst breit gefasst. Darunter werden alle Maßnahmen und Tools verstanden, die Teil eines Retention Programms sind, das dabei helfen soll, Mitarbeitende langfristig an die Organisation zu binden. Die Fluktuation kann dadurch nachhaltig gesenkt werden.

 

Warum ist es wichtig, Mitarbeitende langfristig zu binden?

 

Ein gut funktionierendes Retention Management führt dazu, dass Mitarbeiter*innen nicht in die Situation kommen, eine innere Kündigung” einreichen zu wollen und daher leistungsstark und engagiert bei der Sache bleiben.

 

Außerdem verringert sich dadurch die Fluktuation und der Rekrutierungsaufwand. Das senkt die Kosten eines Unternehmens. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist gutes Retention Management von hoher Bedeutung, denn gute Arbeitnehmer*innen zu finden, kann mitunter lange dauern.

 

Erfolgreiche Retention-Strategien

 

In den letzten Jahren hat sich der Arbeitsmarkt gewaltig verändert. Durch Corona entstanden neue Arbeitsmodelle wie Hybrid- oder Remote-Working. Zudem haben viele Arbeitnehmer*innen ihre Werte unter die Lupe genommen und Familie und Work-Life-Balance priorisiert.

 

Auch nach der Pandemie erwarten viele Arbeitnehmer*innen, dass der Arbeitgeber Flexibilität ermöglicht und sich für eine gute Work-Life-Balance einsetzt. Gerade die Gen Z kämpft laut einer Studie von Deloitte 2022 mit hohen Stresslevels und Burn-out-Raten. 

 

Zu all dem kommen noch finanzielle Sorgen, die durch Energiekrise und Inflation verstärkt werden. Um den aktuellen Herausforderungen gewappnet zu sein, stellen wir dir hier erfolgreiche Strategien vor, die du 2023 in dein Retention Programm aufnehmen kannst.

 

1. Führung neu denken, um Mitarbeitende zu binden

 

Eine gute Unternehmenskultur und Führungsstil spielen eine wichtige Rolle beim Retention Management und beides stand während der Pandemie nicht gerade im Fokus. Online die nötige Bindung zu Mitarbeitenden herzustellen und ihnen gleichzeitig Freiraum zu gewähren, ist für viele Führungskräfte eine Herausforderung. 

 

Vor allem für junge Manager*innen, die gerade eine Beförderung bekommen haben, kann das Kreieren eines gesunden und resilienten Teams schwierig sein. Als HR-Professional kannst du Führungskräfte unterstützen, indem du ihnen Fortbildung und Coaching-Möglichkeiten anbietest. Außerdem kannst du regelmäßige Check-ins mit Manager*innen und Teamleads abhalten, um ihnen so bei Herausforderungen zur Seite zu stehen und einen Einblick in die aktuelle Stimmungslage zu erhalten.

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2. Weniger Fluktuation dank verbesserter Feedback-Kultur

 

Durch hybride Arbeitsformen rückte bei vielen Organisationen die Feedback-Kultur ins Hintertreffen. Überlege dir, wie ein guter Feedback-Prozess in deiner Organisation aussehen könnte. Du kannst zum Beispiel anonyme Online-Umfragen pro Quartal umsetzen und deine Führungskräfte bitten, regelmäßige Feedbackgespräche mit ihren Teammitgliedern abzuhalten.

 

Eine wichtige Informationsquelle sind vor allem Exit-Gespräche. Ausscheidende Mitarbeitende sollten nie als Außenseiter*innen betrachtet werden, sondern weiterhin als Verbündete, die ehrliche Verbesserungsvorschläge und Einblicke liefern können.

 

3. Arbeite am Performance Management 

 

Nur 51 % der innerhalb der Personio-Studie Befragten geben an, dass Leistungsbeurteilungen in ihrem Unternehmen fair sind. Ein Fünftel gibt sogar an, dass ihre Leistung nie formell von Vorgesetzten beurteilt wird. Dabei wäre das gerade bei Remote-Angestellten wichtig, die noch stärker vom Arbeitsplatz entkoppelt sind. Dadurch fehle Mitarbeiter*innen die Möglichkeit, ihre eigene Karriere voranzutreiben, Entwicklungspotential zu identifizieren und sich mit den Kolleg*innen zu vergleichen.

 

Wenn es in deiner Organisation noch keinen Prozess zum Performance Management gibt, solltest du unbedingt daran arbeiten. Denn unzureichende Wertschätzung der eigenen Arbeit und mangelnde Aufstiegsmöglichkeiten gehören zu den Top 3 Gründen, warum Mitarbeitende angeben, für einen Jobwechsel in den nächsten 12 Monaten offen zu sein. Überlege dir also zusammen mit Führungskräften, wie die Entwicklungspläne für jede*n einzelne*n Mitarbeiter*in aussehen könnten und welche Aufstiegsmöglichkeiten und Ziele es geben könnte.

 

4. Investiere in deine Belegschaft, um Talente zu halten

 

Sind nun die neuen Entwicklungsfelder identifiziert, geht es darum, Mitarbeitende zu unterstützen, sich weiterzuentwickeln. Dadurch steigerst du nicht nur die Expertise in deiner Organisation, sondern sorgst auch dafür, dass deine Mitarbeitenden mit Inspiration und Motivation bei der Sache bleiben. Und das kannst du tun: Schaffe ein Weiterbildungs- oder Trainingsbudget für jede*n Mitarbeiter*in, das innerhalb eines Kalenderjahres eingesetzt werden kann. Zusätzlich kannst du auch interne Weiterbildungen organisieren, wenn es Themen gibt, die du allen vermitteln willst.

 

5. Mitarbeiterbindung beginnt schon beim Recruiting-Prozess

 

Gutes Retention Management beginnt nicht erst dann, wenn Mitarbeitende bereits Unzufriedenheit äußern, sondern schon während des Recruitings. In dieser Phase wird bereits der erste Grundstein für die Beziehung zwischen Mitarbeiter*in und Organisation gelegt. Recruiter*innen sollten daher auch immer im Blick behalten, ob die Ziele und Erwartungen der Kandidat*innen mit dem Jobprofil und den Entwicklungsmöglichkeiten in der Organisation übereinstimmen.

 

Danach geht es weiter mit dem Onboarding: Hier soll der positive Eindruck von der Organisation verstärkt werden. Ein gut strukturierter Onboarding-Prozess hilft Mitarbeitenden dabei, Eindrücke gut zu verarbeiten und sich schnell zurechtzufinden.

 

Retention Management:

So kannst du Maßnahmen implementieren und überprüfen

 

Und nun geht’s an die Umsetzungsphase! Gliedere dein Retention Management in 3 Phasen:

 

  • Analysephase (Ist-Zustand)
  • Umsetzungsphase (Ziele setzen und Maßnahmen implementieren)
  • Bewertungsphase (Kontrollieren der Ziele)

 

In der Analysephase kannst du dich auf den Ist-Zustand der Organisation konzentrieren. 

 

Gibt es gerade einen Personalengpass? Stehen viele Mitarbeitende kurz davor, auszuscheiden? Hat die Fluktuation zugenommen? 

 

Untermauere diese Fragen mit Zahlen und überlege dir, welche (ambitionierten) Ziele du dir setzen möchtest. In der Umsetzungsphase kannst du dir passende Maßnahmen überlegen oder Benefits ins Leben rufen. 

 

In der Bewertungsphase geht es darum, zu eruieren, ob die gesetzten Maßnahmen bereits erste Erfolge zeigen oder genau das Gegenteil bewirken und daher korrigiert werden müssen. Wichtig ist: dranbleiben. Gutes Retention Management ist ein stetiger Prozess aus Analyse, Umsetzung und Bewertung.

 

Nach dem Lesen dieses Artikels weißt du also: Erfolgreiche Bindung deiner Mitarbeitenden ans Unternehmen beruht auf einem klaren Wertesystem, einer offenen Kommunikation und darauf aufbauenden Maßnahmen. Im Idealfall können sich alle, vom CEO über die Führungskräfte bis hin zu den Mitarbeiter*innen, damit identifizieren und werden selbst zu Botschafter*innen des Unternehmens, die sich stetig weiterentwickeln und immer ihr Bestes geben.

 

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