Body Positivity: Warum Körperakzeptanz auch am Arbeitsplatz wichtig ist

25 Apr ‘23
3 min
Selbstvertrauen
Arbeitsleistung
Annemarie Andre
Überprüft von Psycholog*in Judith Klenter
Three people loving their body
Den eigenen Körper zu akzeptieren und zu lieben, obwohl er vielleicht nicht den gesellschaftlichen Schönheitsstandards entspricht: Das ist Body Positivity. Die meisten von uns kennen dieses Konzept von Insta & Co, allerdings spielt Körperakzeptanz auch am Arbeitsplatz eine immer größere Rolle. 

 

In diesem Artikel gehen wir darauf ein, was einen body-positiven Arbeitsplatz ausmacht und wie du selbst dazu beitragen kannst.

 

Warum Body Positivity am Arbeitsplatz eine Rolle spielt

 

Die vom Beauty-Konzern Dove beauftragte Studie “The real cost of beauty ideals” besagt, dass schädliche Schönheitsideale der US-Wirtschaft jährlich rund 305 Milliarden Dollar kosten. 221 Milliarden Dollar davon sind Kosten aufgrund von Depressionen, Angstzuständen, Essstörungen und u.a. Drogenmissbrauch, die als Folgen dessen auftreten. Und das ist noch längst nicht alles: 501 Milliarden US-Dollar gehen aufgrund von Diskriminierung des Erscheinungsbildes (Gewicht, Hautfarbe, Haare) verloren. 

 

Eine weitere Studie der Vanderbilt Law School aus dem Jahr 2014 untermauert diese Daten. Dieser Studie zufolge verdienten leicht übergewichtige Frauen 9000 US-Dollar weniger als ihre durchschnittlich schweren Kolleginnen und stark übergewichtige Frauen sogar 19.000 US-Dollar weniger. Zudem wäre zwar die Hälfte der männlichen CEOs übergewichtig, aber nur 5 Prozent der weiblichen CEOs.

 

Johanna Geisler, Teamlead bei YOYABA und Corporate-Influencerin, hat in ihrer Karriere bereits Erfahrung mit Diskriminierung aufgrund des Gewichts gemacht – zwar nicht persönlich, allerdings in Recruiting-Prozessen bei vorherigen Arbeitgebenden. 

 

„Das Krasseste war tatsächlich, dass jemandem in der letzten Phase abgesagt wurde, weil die Person nicht ins Bild des Teams passte – auf Grund ihres Körpergewichts. Für mich war das einer der ausschlaggebenden Kündigungsgründe, weil ich niemals für so ein Unternehmen arbeiten möchte.”

 

Umso wichtiger also, dass wir uns die Relevanz eines body-positiven Arbeitsplatzes vor Augen führen und aktiv daran mitarbeiten. Nimmst du dein Unternehmen als inklusiv in Bezug auf das Körpergewicht wahr? Hier findest du einige Ausgangspunkte von Johanna Geisler, die auch für dein Unternehmen interessant sein könnten und über die du mit deiner HR-Abteilung sprechen kannst:

  • Recruiting-Prozesse: Bei Bewerbungsverfahren in deinem Unternehmen ist es nicht notwendig, ein Foto mitzuschicken. Zudem gibt es das 4-Augen-Prinzip in Bewerbungsgesprächen, um Diskriminierung vorzubeugen.

 

  • Gegen Mobbing wird in deinem Unternehmen aktiv vorgegangen: Bereits im Bewerbungsverfahren wird Diversität als Teil der Unternehmenskultur hervorgehoben und ein Verstoß zieht Konsequenzen nach sich.

 

  • Weg mit dem Stigma: Ob monatliche All-Hands-Meetings, persönliche Gespräche oder Coaching-Sessions – dein Unternehmen kann das Thema proaktiv ansprechen. „Es sollte kein Schau weg-Thema mehr sein”, sagt Geisler. 

📚 Mehr lesen: Selbstbewusstsein stärken: 7 praktische Tipps für mehr Selbstwertgefühl

 

5 Tipps, um Body Positivity im Unternehmen zu kultivieren

 

Das eigene Körpergewicht ist natürlich etwas sehr persönliches. Trotz allem wird darüber in der Gesellschaft (Stichwort Diätkultur) viel diskutiert und vermeintlich gute Ratschläge erteilt. Du kannst selbst bereits einiges tun, um Body Positivity in deinem Unternehmen zu kultivieren. Psychologin Judith Klenter gibt folgende Tipps:

 

1. Höre auf, den Körper von anderen zu kommentieren

 

Wow, toll, wie viel du abgenommen hast! Das klingt erstmal gut gemeint, kann aber genau das Gegenteil bewirken. „Das ist etwas, das Menschen mit Essstörungen oft dann hören, wenn sie am Ungesündesten sind und dann verinnerlichen”, sagt Klenter. Viele kämen zur Schlussfolgerung, dass sie nur dann Komplimente bekommen, wenn sie dünn sind – ein Teufelskreis.

 

2. Vermeide Kommentare über das Essverhalten anderer

 

Du haust ja ganz schön rein heute! Was beim gemeinsamen Lunch vielleicht scherzhaft gemeint ist, kann sich ebenfalls negativ auf das Essverhalten anderer auswirken bzw. implizieren, dass sie aufgrund ihres Körpergewichts weniger essen sollten. Kommentiere das Essverhalten anderer nicht und sprich nur darüber, wenn sie es selbst thematisieren.

 

3. Sorge dafür, dass Diätkultur nicht Teil der Unternehmenskultur wird 

 

Das Mittagessen muss ich mir erst noch verdienen. Pass auf mit den Keksen, die gehen direkt auf die Hüften! Vermeide Kommentare, die typisch sind für die Diätkultur. Auch wenn du sie auf dich selbst beziehst, kann es sein, dass sich mehr- und übergewichtige Menschen dadurch angegriffen fühlen. „Wenn das Arbeitsumfeld für sie toxisch ist, werden sie nicht bleiben wollen”, schlussfolgert Klenter.

 

4. Sprich Personen aktiv auf Verfehlungen an

 

Bist du dabei, wenn sich andere über das Körpergewicht von Kolleg*innen lustig machen oder sich negativ dazu äußern? Dann sprich die Person aktiv darauf an. So trägst du dazu bei, dass Mobbing nichts ist, was im Unternehmen geduldet wird und förderst die Akzeptanz aller Körper im Arbeitsumfeld.

 

5. Zeit für Selbstreflexion!

 

Hast du dich bei einigen Kommentaren ertappt gefühlt oder gedacht „Oje, das habe ich sicher auch schon mal gesagt”? Dann ist es Zeit für etwas Selbstreflexion. Denk darüber nach, ob du internalisierte negative Stereotype über übergewichtige Menschen hast (z.B. „Dicke Menschen sind faul und ungesund”). Wie ist dein Verhältnis zu deinem eigenen Körper? Liebst du ihn oder bist du ihm dankbar für all die tollen Dinge, die du wegen ihm machen kannst? Falls die Antwort Nein ist, keine Sorge – du kannst dein eigenes Körpergefühl immer entwickeln und verbessern. Das hilft dir auch bei der Akzeptanz anderer!

 

💝 Übe dich in Selbstliebe: Achtsamkeitsmeditation für Selbstliebe (15 min) 

 

So kannst du ein besseres Körpergefühl entwickeln

 

Ein positives Körpergefühl ist essentiell für ein gesundes und erfolgreiches Leben. Denn wenn du selbst hinter deinem Körper stehst, traust du dir automatisch viel mehr zu. Diese Punkte kannst du berücksichtigen, um dein Körpergefühl zu verbessern:

  • Achte darauf, dass die Basis stimmt (genügend Schlaf, gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung).
  • Bewege dich, weil es Spaß macht und nicht aus Bestrafung. Probiere mehrere Sportarten durch, bis du etwas Passendes für dich findest.
  • Praktiziere Achtsamkeit
  • Beschäftige dich mit dem Konzept Body Neutrality. „Bei Body Neutrality geht es darum, was unsere Körper alles für uns tun, anstatt einen Fokus darauf zu haben, wie sie aussehen”, so Klenter. 

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