Weiche Landung: Was versteckt sich hinter „Career Cushioning”?

6 Dec ‘22
5 min
Arbeitsleistung
Annemarie Andre
A guy sits with a laptop on a big pillow.
Mehrere Eisen im Feuer zu haben, war bislang eher ein Phänomen der Dating-Welt. Falls mal ein Date absagt oder keine Lust mehr hat, kann man sich diesem Prinzip zufolge immer noch mit jemand anderem treffen. Was dieses Prinzip mit der Arbeitswelt zu tun hat und warum „Career Cushioning” sinnvoll sein kann, erfährst du in diesem Artikel.

 

Die Intensität bei der Jobsuche nimmt zu: LinkedIn zufolge ist die Anzahl der Bewerbungen auf der Plattform im September um 18 % gestiegen. Posts zu den Themen #layoff und #retrenchment sind um 17,9 % in die Höhe gegangen. Zufall?

 

Wohl eher kaum, die derzeitige ökonomische Lage bereitet vielen Arbeitnehmenden Sorgen – nicht zuletzt um die eigene finanzielle Zukunft. Daher bereiten sich viele lieber gleich auf den nächsten Karriereschritt vor und landen dann, wenn es so weit ist, weich anstatt auf dem harten Boden der Realität.

 

Wie entstand „Career Cushioning”?

 

Das Jahr 2022 brachte viele Unsicherheiten mit sich. Zwar war ein Ende der Corona-Pandemie in Sicht, aber dafür bereiteten uns Ukraine-Krieg, Energiekrise und Inflation Sorgen. Gerade in der Tech-Branche kam es zu Massenentlassungen und großen Umstrukturierungen.

 

Das wirkt sich vor allem auf die psychische Gesundheit der Jungen aus. Laut der repräsentativen Studie „Arbeit 2022” der Betriebskrankenkasse Pronova BKK machen sich rund 19 % der 18- bis 29-Jährigen Sorgen, ihren Job zu verlieren. Um dem entgegenzuwirken, leistet diese Generation prozentuell mehr Überstunden als der Altersdurchschnitt.

 

Auch LinkedIn bestätigt diesen Trend. Jede*r Fünfte plant, länger zu arbeiten oder einen zweiten Job anzunehmen. 15 % ziehen einen stabilen Job in Betracht. Die Zahlen von LinkedIn bestätigen, dass sich die Generation Z am meisten um die eigene Zukunft zu sorgen scheint. Rund 32 % würden gerne in einem Job, der mehr Stabilität bietet, arbeiten. 

 

🤘Interessierst du dich für die Gen Z? Lies hier mehr über die Generation Z am Arbeitsmarkt

 

Im eigenen Job mehr zu geben ist eine Möglichkeit, um mit der gefühlten Jobunsicherheit zurechtzukommen. Eine weitere ist der Fokus auf Fähigkeiten und Skills. Diese werden LinkedIn zufolge auf der Plattform zunehmend von Arbeitnehmenden vermarktet.

 

Dieser Trend deutet darauf hin, dass das entspannte „Quiet Quitting” – also nur das absolute Minimum zu machen – vorbei ist. Aber ist das wirklich so?

 

Was „Career Cushioning” und „Quiet Quitting” miteinander zu tun haben

 

Die Karriereleiter stagniert, obwohl du alles gegeben hast? Im Sommer machte erstmals das Buzzword Quiet Quitting” die Runde. Hinter dieser Bewegung: Angestellte, die nicht mehr bereit sind, die Extrameile zu gehen, sondern lieber Dienst nach Vorschrift machen. 

 

Viele Professionals, darunter Arianna Huffington, Founder und CEO von Thrive, kritisierten diese Bewegung. Der neue Trend „Career Cushioning” beleuchtet nun aber eine weitere Seite des sogenannten Dienstes nach Vorschrift. 

 

Um sich nicht nur auf die primäre Einkommensquelle zu verlassen, arbeiten immer mehr Menschen daran, sich ein zweites Standbein aufzubauen. Ob es nun ein Freelance Gig ist oder ein anderer Side Hustle: Zusätzliche Einkommensquellen sichern Arbeitnehmende ab, sollte es dann doch zu einem Lay-off kommen. 

 

Gute Vorbereitung ist alles  

 

In unsicheren Zeiten kannst du dich auf das konzentrieren, worauf du tatsächlich Einfluss hast: deine Fähigkeiten, dein Verhalten und deine Zeit. „Für alle, die sich über die Zukunft der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes unsicher sind, ist es eine gute Idee, sich auf den nächsten Schritt vorzubereiten”, sagt Blair Heitmann, Karriere-Expertin bei LinkedIn. Das würde sich vor allem bei Branchen empfehlen, in denen die Einstellungszahlen am stärksten rückläufig sind, wie z. B. in der Tech-Branche.

 

Sich bereits proaktiv auf den Jobwechsel vorzubereiten, kann sich auch für alle lohnen, die befürchten, dass Remote-Arbeit oder Benefits wie Weiterbildungsmaßnahmen aufgrund von Restrukturierungen eingestellt werden. „Es ist Zeit, die sprichwörtlichen Schäfchen ins Trockene zu bringen, um für einen künftigen Wechsel gerüstet zu sein”, so Heitmann.

 

Tipps fürs „Career Cushioning”

 

Willst du lieber gut vorbereitet sein, als im Ernstfall das Nachsehen haben? Wir haben 5 Tipps gesammelt, die dir dabei helfen, bei einem potentiellen Arbeitsplatzwechsel gerüstet zu sein.

 

1. Entwickle dich selbst weiter

 

Egal, in welchem Lebensabschnitt du dich befindest, in dich selbst zu investieren, zahlt sich immer aus. Gibt es einen Kurs, den du schon länger machen wolltest oder eine Fähigkeit, die du gerne beherrschen würdest? Begebe dich auf die Recherche und überlege, wie du dir diesen Wunsch verwirklichen kannst. Vielleicht kannst du dazu das Weiterbildungsbudget der Arbeit verwenden oder aber bei einer offiziellen Stelle um finanzielle Unterstützung ansuchen. 

 

2. Aktualisiere deine Business-Profile

 

Steht auf LinkedIn nicht viel mehr als dein Schulabschluss oder hast du die Details zu deinem letzten Job noch immer nicht aktualisiert? Dann wird’s jetzt  Zeit! Business-Profile sind eine gute Möglichkeit, um von HR-Professionals gefunden zu werden, ohne viel Arbeit in Bewerbungen zu stecken. Die Voraussetzung: Ein aktuelles Profil mit Infos zu deinen Fähigkeiten und Empfehlungen.

 

3. Bau ein Netzwerk auf und tausche dich mit anderen aus

 

Halte die guten Beziehungen mit Ex-Kolleg*innen und ehemaligen Teamleads aufrecht. Heutzutage wechseln wir wesentlich öfter den Arbeitsplatz als noch vor zehn Jahren und wer weiß, vielleicht arbeitet jemand bald bei einem Unternehmen, zu dem du auch gerne möchtest!

 

4. Verwirkliche eine Idee, von der du schon lange träumst

 

Sieh die potentielle Gefahr als Chance! Hast du schon immer davon geträumt, mal als Freelancer*in zu arbeiten oder deinen eigenen Laden zu öffnen? Überleg dir, wie du bereits neben der Arbeit damit beginnen kannst und wie du deine Leidenschaft zum zweiten Standbein machen kannst.

 

5. Überleg dir deinen nächsten Karriereschritt

 

Denk darüber nach, was du machen willst, wenn es mit diesem Job tatsächlich vorbei ist. Willst du in derselben Branche bleiben und dieselben Tätigkeiten ausführen? Oder sehnst du dich mittlerweile nach etwas anderem? Sei dabei ehrlich zu dir selbst und vergiss nicht, es ist nie zu spät, um einen anderen Weg einzuschlagen.

 

Lass dich vom „Career Cushioning” nicht verrückt machen!

 

Das derzeitige Weltgeschehen lädt zum Grübeln ein. Versuche, davon immer wieder Abstand zu nehmen. Du musst nicht von heute auf morgen ein zweites Business aufbauen oder einen neuen Job an der Angel haben. Wenn du dir zu viel zumutest, kann das auf Dauer auch das Gegenteil bewirken und zu Burn-out führen. Wenn es soweit ist und die Kündigung auf dich zukommt, findest du deinen Weg!

 

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So kann dich OpenUp unterstützen

 

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