Schwangerschaft: Veränderungen im Körper

16 Feb ‘24
7 min
Lifestyle
OpenUp Redaktion
Überprüft von Lifestyle-Expert*in Aäron Spapens
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Eine Schwangerschaft bringt viele Veränderungen mit sich. Diese sind nicht nur offensichtlich, sondern auch physiologisch bedingt – also natürliche Anpassungen, die eine gesunde Schwangerschaft fördern und die Entwicklung deines Babys unterstützen sollen.

 

In diesem Artikel erfährst du, was während der verschiedenen Trimester in deinem Körper passiert und welche Veränderungen nach der Schwangerschaft oder in der Zeit nach der Geburt auftreten können. Wir geben dir praktische Tipps, um dich körperlich und mental auf das, was kommt, vorzubereiten.

 

1. Das erste Trimester

 

In den ersten drei Monaten durchläuft dein Körper die größten Veränderungen. Das Schwangerschaftshormon (auch bekannt als hCG) versetzt deinen Körper in den Schwangerschaftsmodus”. Es veranlasst die Eierstöcke, die Reifung neuer Eizellen zu unterbrechen, und der kleine Zellhaufen, aus dem dein Baby besteht, bleibt nun in der Gebärmutter. Und die bekannte Schwangerschaftsübelkeit? Auch diese wird durch das Hormon hCG verursacht.

 

 

 

🤰🏻Was könntest du merken?

 

Mehr Blut fließt durch deine Nieren, um zusätzliche Abfallprodukte abzutransportieren. Zusammen mit der wachsenden Gebärmutter, die auf deine Blase drücken kann, führt dies dazu, dass du häufiger urinieren musst. Tipp: Stell einen Behälter oder Messbecher neben dein Bett. Dann musst du nachts nicht auf die Toilette rennen, schläfst danach schneller ein und wachst ausgeruhter auf. 

 

Auch deine Brüste verändern sich. Sie können in kurzer Zeit an Größe zunehmen und sich gespannt anfühlen. Im Durchschnitt wachsen die Brüste während der Schwangerschaft um ein bis zwei Körbchengrößen. Deine Brustdrüsen werden durch das Hormon Prolaktin auf die Milchproduktion vorbereitet. 

 

Deine Brustwarzenhohlräume und Brustwarzen wachsen mit und geben deinem Baby mehr Halt an der Brustwarze. Sie können sich auch dunkler färben, so dass deine Haut für dein Baby besser sichtbar und fester ist (und damit besser vor dem kräftigen Saugen während des Stillens geschützt ist). 

 

 

2. Das zweite Trimester

 

Dein Körper muss buchstäblich Platz für dein Baby schaffen. Hier kommt das Hormon Progesteron ins Spiel – auch bekannt als der Faulpelz”. Zusammen mit dem Hormon Relaxin bewirkt Progesteron, dass die Spannung in deinem Körper auf mehreren Ebenen sinkt.

 

 

 

🤰🏽 Was kannst du feststellen?

 

Alles beginnt sich zu lockern, wie deine Haut, die Gebärmutter, die Blutgefäße, die Gelenke und die Muskeln (in deinem Darm, am unteren Ende der Speiseröhre). 

 

Diese Erschlaffung deines Körpers kann auch Beschwerden wie Verstopfung, Krampfadern, Flüssigkeitseinlagerungen, Sodbrennen und Beckenschmerzen verursachen. Dann hilft es, deine Ernährung umzustellen. Ernähre dich ballaststoffreich (viel Obst und Gemüse!) und trinke ausreichend Flüssigkeit, treibe regelmäßig Sport und gehe sofort auf die Toilette, wenn du den Drang verspürst. 

 

Progesteron regt außerdem die Durchblutung an und sorgt dafür, dass deine Gebärmutter wächst, um optimalen Platz für dein Baby zu schaffen. Die Anregung des Blutflusses und die Erweiterung der Blutgefäße führen dazu, dass dir schneller heiß wird, deine Wangen leichter erröten und du mehr Scheidenausfluss hast.

Dieser zusätzliche Ausfluss wird manchmal mit Fruchtwasser verwechselt, ist es aber nicht:

 

  • Sekret: eine weiße, dünne Creme, die nach Brot riecht
  • Fruchtwasser: eine wässrige Substanz (keine Creme), die süßlich riecht, wie Sperma

 

🩸 Dein Blutvolumen nimmt zu

 

Da du dein Blut nun mit dem wachsenden Fötus teilst, erhöht sich dein Blutvolumen um 40 bis 50 Prozent. Auf diese Weise behältst du den richtigen Blutdruck bei. Außerdem baust du eine Reserve für das Blut auf, das du während der Wehen verlieren wirst.

 

Im Gegensatz zu deinem zunehmenden Blutvolumen steigt die Anzahl deiner roten Blutkörperchen nur um 20 bis 30 Prozent. Man kann also sagen, dass dein Blut verdünnt wird. Manche Frauen können daher eine Anämie (auch Verdünnungsanämie” genannt) entwickeln.

 

 

3. Das dritte Trimester

 

Dein Herz pumpt jetzt für zwei. Die Blutmenge, die dein Herz pro Minute durch deinen Körper pumpt, steigt um etwa 40 Prozent. Du merkst vielleicht, dass dein Herz fester und schneller schlägt (±15 Schläge pro Minute mehr). Keine Sorge, nach der Geburt kehrt dies zu deinem Normalzustand” zurück.

 

Die Plazenta produziert das Hormon Human Placental Lactogen (hPL). Dieses regt deine Fettverbrennung an, so dass du mehr Energie aus Fetten gewinnst und genügend Zucker und Proteine für dein Baby übrig bleiben.

 

 

 

🤰Was könntest du merken?

 

Während der Schwangerschaft kann dein Körper anders auf Insulin reagieren, was das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes erhöht. Wenn du schon vor der Schwangerschaft eine verminderte Insulinempfindlichkeit hattest, z. B. aufgrund deines Lebensstils oder genetischer Faktoren, ist es wichtig, besonders wachsam zu sein.

 

Es ist wichtig zu wissen, dass ungesunde Lebensgewohnheiten während der Schwangerschaft dieses Risiko weiter erhöhen können. Glücklicherweise verschwindet Schwangerschaftsdiabetes in der Regel nach der Geburt, aber es ist ein Hinweis darauf, dass du in Zukunft ein höheres Diabetesrisiko haben könntest. Deshalb ist es wichtig, dass du dir dieser Risiken bewusst bist, damit du gesunde Entscheidungen für dich und dein Baby treffen kannst.

Übelkeit oder Schwindel?

 

Im dritten Trimester drückt deine vergrößerte Gebärmutter auf die großen Blutgefäße und Organe in deinem Bauch. Dadurch kann dir schwindelig oder übel werden, wenn du längere Zeit auf dem Rücken liegst. 

Mach dir keine Sorgen, dass du in Ohnmacht fällst, wenn du beim Schlafen versehentlich auf dem Rücken liegst. Dein Körper spürt das und wird automatisch seine Position ändern. Wenn du auf der Seite liegst, kannst du deinen Bauch mit einem zusätzlichen Kissen stützen. Und ein Kissen zwischen deinen Knien entlastet dein Becken. 

Rückenbelastung

 

Durch deinen großen Bauch neigst du dazu, ein wenig nach hinten zu gehen, wodurch der Rücken auf eine andere Weise belastet wird. Verursacht das Beschwerden? Probiere die folgenden Tipps aus oder besuche eine*n Physiotherapeut*in.

 

Achte auf deine Körperhaltung

 

  • Stelle dich ruhig hin und stelle deine Füße hüftbreit auseinander.
  • Verteile dein Gewicht auf beide Füße. Bewege dich vielleicht ein paar Mal hin und her, um ein gutes Gefühl dafür zu bekommen, wo du dein Gewicht verlagern musst.
  • Lass deine Knie leicht gebeugt. 
  • Kippe nun dein Becken in eine neutrale Position im unteren Rücken. 
  • Lass deine Arme entspannt hängen. Drehe deine Schultern in ein paar Kreisen. Schließlich können deine Schultern tief und leicht nach hinten hängen. 

 

Bleib aktiv

 

Dein wachsender Bauch belastet deine Rückenmuskeln stärker und dehnt deine Bauchmuskeln. Es entsteht ein Ungleichgewicht zwischen Bauch- und Rückenmuskeln. 

 

Achte deshalb während deiner Schwangerschaft auf deine Bauch-, Beckenboden- und Rückenmuskeln – in den ersten beiden Trimestern besonders auf deine Bauchmuskeln und im dritten Trimester auf die Beckenboden- und Rückenmuskeln.

 

  • Mache Entspannungsübungen, wie z. B. Beckenkippungen auf einem Sitzball (vorwärts und rückwärts, seitwärts, im Kreis drehend). 
  • Trage festes, bequemes Schuhwerk.
  • Wenn du aus dem Liegen aufstehst, dreh dich zuerst auf die Seite und stütze dich dann mit den Händen ab.
  • Richte dich aus den Knien (und nicht aus dem Rücken) auf.

 

Ein*e Schwangerschaftsphysiotherapeut*in und/oder ein*e Schwangerschaftstrainer*in (prä-/postnataler Trainer*in) kann dir mit gezielten, für dich geeigneten Übungen weiterhelfen.

Fun fact 💡 Wusstest du, dass die Füße während der Schwangerschaft im Durchschnitt um eine halbe Schuhgröße wachsen? Das liegt an der veränderten Haltung, der Erschlaffung der Bänder und der Gewichtszunahme. Und ja, diese größere Größe ist dauerhaft.

Dein Gehirn während und nach der Schwangerschaft

 

Während der Schwangerschaft verändert sich die Struktur deines Gehirns, vor allem in Bereichen mit sozialen Funktionen. Ein natürlicher und außergewöhnlicher Prozess, der dich auf die Elternschaft vorbereiten soll! Die Veränderungen halten bis mindestens 2 Jahre nach der Geburt an. 

 

Verbesserung deiner emotionalen Intelligenz

 

Gehirnscans zeigen, dass sich einige Bereiche für die Emotionsverarbeitung verändern, wie z.B. die Amygdala. Es stellt sich zum Beispiel heraus, dass du Emotionen schneller von Gesichtern abliest, was zur Bindung mit deinem Baby beiträgt. 

 

Außerdem erkennst du Gefahren besser und stärkst deine Sinne, z. B. deinen Geruchssinn. All das dient dem besseren Schutz deines Babys. 

 

Langsame Wellen dominieren

 

Außerdem verändern sich die Wellen, die in deinem Gehirn vorherrschen. Dein Gehirn kann schnell und langsam arbeiten: Das wird durch die Gehirnwellen gemessen. Die schnellen Wellen (auch Betawellen genannt) eignen sich hervorragend zum Organisieren und Analysieren in deinem Kopf. 

 

Aber vielleicht hast du schonmal von dem sogenannten Mom-brain gehört: Tatsächlich zeigen einige Studien, dass sich das Gehirn von Schwangeren eher in den langsameren Wellen (den Alphawellen) befindet. Das sind die Wellen für das Fühlen, die aktiv sind, wenn du entspannt bist oder träumst. Was kann das konkret bedeuten?

 

  • Du bist vielleicht vergesslicher oder hast Schwierigkeiten, dich zu konzentrieren
  • Es gibt mehr Raum für deine Sinne und viele Frauen fühlen sich mehr mit ihrem Körper verbunden.
  • Du merkst vielleicht, dass es dir leichter fällt, dich mit kreativen Aktivitäten auszudrücken, z. B. beim Malen oder Schreiben.

Tipp 💆 Nimm wahr, was in deinem Körper und deinem Kopf passiert. Es hilft, mit anderen über deinen veränderten Körper, deine Gefühle, Sorgen und Gedanken zu sprechen – zum Beispiel mit deinem*deiner Partner*in oder engen Freund*innen. Lass die Menschen in deinem Umfeld wissen, was du brauchst oder womit sie dir helfen können.

Nach der Schwangerschaft: Postpartum

 

Als Postpartum wird die Zeit nach der Entbindung bezeichnet – auch bekannt als Wochenbett (6 bis 9 Wochen). Manchmal verläuft diese Phase reibungslos, manchmal gibt es ein paar größere Herausforderungen. Woran könnte das liegen? 

 

Du machst eine der größten Hormonveränderungen durch, die du als Mensch erleben kannst. Zusammen mit der Störung deines Tages- und Nachtrhythmus und der Veränderung von der Frau* zum Elternteil kann dies die Mutterschaftszeit zu einer intensiven Zeit machen.

 

🤱 Was könntest du merken?

 

In dieser Zeit kann alles Mögliche passieren. Vielleicht hattest du eine schwierige Geburt, hast wenig soziale Unterstützung oder stellst hohe Ansprüche an dich selbst. Es kann auch sein, dass du bestimmte Ernährungsmängel erlitten hast, da viele Nährstoffe während der Schwangerschaft und/oder Stillzeit an das Baby weitergegeben werden. 

 

Das kann zu Beschwerden wie Müdigkeit, Vergesslichkeit, Unruhe und Gereiztheit führen. Du könntest dich in deiner neuen Rolle unsicher, frustriert oder einfach nur schuldig fühlen. 

 

Was kannst du tun?

 

Es hilft, ausreichend Ruhe und Schlaf zu bekommen (insofern irgendwie möglich) und für warmes und nahrhaftes Essen, soziale Unterstützung und Raum für deine Gefühle zu sorgen. Der Übergang zur Elternschaft kann alle möglichen Gefühle hervorrufen und das ist auch gut so. Gib deinen Gefühlen Raum und dir selbst die Ruhe und Zeit, die du brauchst.

 

Möchtest du Tipps für deine Situation mit unseren Lifestyle-Expert*innen besprechen, darunter auch Expertinnen für Frauengesundheit? Buche ein persönliches Gespräch.

* Für die Lesbarkeit dieses Artikels beziehen wir uns auf “Frau” statt auf den “biologischen weiblichen Körper”. Aber egal, ob du dich als Frau identifizierst oder nicht – unsere Tipps für die Veränderungen in deinem Körper gelten für jede schwangere Person. Gib dir Zeit, dich anzupassen, zu erholen und auszuruhen.

Die Grundlage unserer Blogs sind medizinische Quellen und wissenschaftliche Untersuchungen, auch wenn nicht alle von ihnen hier zitiert werden. Die Redakteur*innen von OpenUp und unsere Lifestyle-Expert*innen führen vor dem Schreiben umfangreiche Quellenrecherchen durch. Möchtest du mehr über unsere Quellen erfahren? Dann kontaktiere uns einfach.

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