Mentales Wohlbefinden von High Performern stärken

16 Apr ‘24
4 min
Arbeitsleistung
OpenUp Redaktion
Überprüft von Psycholog*in Eva Rüger
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Stell dir vor, du gewinnst einen Wettbewerb im Kuchenessen, bei dem dein Preis noch mehr Kuchen ist. Das spiegelt das Dilemma der High Performer wider: Je mehr sie geben, desto mehr nehmen andere, da sie durch ihre harte Arbeit oft zusätzliche Arbeit bekommen. Dieser Kreislauf kann sich negativ auf das mentale Wohlbefinden auswirken: Burnout und die damit zusammenhängenden Herausforderungen treten bei High Performern überproportional häufig auf.

 

Was kannst du als Führungskraft tun, um Probleme mit dem mentalen Wohlbefinden von High Performern zu erkennen und zu verhindern? Das sind Fragen, die sich in fast jedem Unternehmen stellen, besonders aber in solchen, in denen die Leistungskultur stark ausgeprägt, und somit die Tendenz zum Burn-out verstärkt ist: Zum Beispiel in Beratungsfirmen, in Rechtsberufen und in Unternehmen des Finanzsektors.

 

 

Warum tritt ein Burn-out oft bei High Performern auf?

 

Einer von fünf High Performern hat mit psychischen Herausforderungen zu kämpfen. Liegt die Schuld dafür bei ihnen selbst? Leistungsstarke Teammitglieder übernehmen doch von sich aus mehr Arbeit, streben nach Beförderungen und machen mehr Überstunden?

 

Die Arbeitsgewohnheiten von High Performern können zum Teil erklären, warum sie häufiger mit mentalen Schwierigkeiten konfrontiert sind. Bei OpenUp sehen wir unter anderem folgende Gründe dafür:

 

  • Einen Triathlon absolvieren, ein Meisterwerk malen, den Mont Blanc besteigen: Wer im Beruf High Performer*in ist, ist es auch oft in seinem Privatleben. Ruhe und Erholung sind zweitrangig.
  • High Performernde Individuuen haben öfter den Drang, sich zu beweisen. Sich selbst und anderen gegenüber. Sie wollen jedes Mal ein bisschen besser werden.
  • Wenn du weißt, dass dein*e Kund*in viel Geld für deine Dienste bezahlt, dann fühlst du dich weniger dazu berechtigt, einen Tag oder sogar eine Woche frei zu nehmen.

 

Doch auch durch betriebliche Gewohnheiten wird – oft unbewusst – Druck auf das mentale Wohlbefinden von High Performern ausgeübt:

  • High Performern werden schwierigere Projekte zugewiesen.
  • Von High Performern wird erwartet, dass sie leistungsschwächere Teammitglieder unterstützen.
  • Leistungsstarke Individuuen werden häufiger bei Dingen, die nicht ihre eigentliche Arbeit betreffen, um Unterstützung gebeten.
  • In Spitzenunternehmen gibt es oft ein Up-or-Out-System, (das heißt entweder wird man befördert oder entlassen) oder mehrere Teammitglieder ringen um dieselbe Beförderung.
  • (Extreme) Überstunden werden als normaler Teil der Tätigkeit angesehen oder sind sogar erwünscht.
  • Es herrscht eine Kultur, in der es als „uncool“ gilt, offen über Gefühle zu sprechen.

 

Wie erkennt man Burn-out bei High Performern?

 

Die einfachste Art, mentale Schwierigkeiten in deinem Team zu erkennen, ist, wenn es dir offen erzählt wird. Eine Unternehmenskultur, in der offen über Gefühle gesprochen werden kann, ist daher besonders wichtig. Darauf werden wir später noch genauer eingehen. 

 

Andere Anzeichen für psychische Herausforderungen oder sogar Burnout sind:

 

  • Bei Sitzungen und Veranstaltungen abwesend erscheinen und wenig Engagement zeigen
  • Körperliche Abwesenheit bei sozialen Aktivitäten
  • Verminderung der Produktivität
  • Häufige Krankmeldungen
  • Kurze Zündschnur, leicht reizbar
  • Schlecht mit Feedback umgehen
  • Vergesslichkeit und Nachlässigkeit
  • Klagen über Müdigkeit, schlechten Schlaf und Schmerzen (z. B. Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen)

 

Nicht alle Führungskräfte sind darin geschult, die Anzeichen für ein vermindertes mentales Wohlbefinden zu erkennen.  Aber unsere Expert*innen können dir und deinem Team helfen, indem sie psychologische Beratung anbieten. Mehr über das Erkennen von Problemen mit dem psychischen Wohlbefinden im Team erfährst du in diesem Artikel

 

 

So kannst du High Performern Unterstützung bieten

 

Wenn Burn-out-Symptome auftreten, ist es oft schon zu spät, um sie zu verhindern. Stattdessen ist es effektiver, proaktiv Strategien umzusetzen, die deinen Teammitgliedern helfen, diese Herausforderungen zu bewältigen. Und das geht so:

 

 

1. Erlaube High Performern, ihre Projekte selbst auszuwählen (wenn möglich)

 

Oft werden die anspruchsvollsten Projekte an leistungsstarke Teammitglieder vergeben, was ihren ohnehin schon vollen Terminkalender noch weiter belastet. Wenn möglich, solltest du den Leistungsträger*innen in deinem Team die Möglichkeit geben, Projekte auszuwählen, damit sie ein besseres Gleichgewicht erreichen können.

 

 

2. Ermutige zu Offenheit im Umgang mit Gefühlen (und Burn-out)

 

Man kann ganze Bücher darüber schreiben, wie man eine offene Unternehmenskultur schafft. Der erste Schritt ist, selbst offen über deine Gefühle zu sprechen und deine Teammitglieder zu ermutigen, sich ebenfalls zu äußern. Auf Spaces to OpenUp findest du interessante Gruppensitzungen oder Masterclasses zu diesem Thema.

 

 

3. Gehe als Unternehmen selbst offen mit Herausforderungen und dem Thema Burn-out um

 

Veröffentliche zum Beispiel in Newslettern, Podcasts oder Videos wöchentlich oder monatlich Geschichten von Kolleg*innen und ihren mentalen Herausforderungen. Achte darauf, auch Mitarbeitende in höheren Positionen zu Wort kommen zu lassen: Sie erfüllen eine Vorbildfunktion.

 

 

4. Mache wöchentliche „Offenheit und Transparenz“-Meetings zum festen Bestandteil der Tagesordnung

 

Bei der Unternehmensberatung BCG füllen die Mitarbeitenden jede Woche einen Fragebogen über ihre Gefühle und ihr Energielevel aus. Diese werden im Anschluss mit dem Projektteam besprochen. Achte streng auf den Zweck dieser Meetings: Es sollen nämlich keine Arbeitsinhalte besprochen werden!

Lade in regelmäßigen Abständen eine Fachkraft zu diesen Meetings ein, zum Beispiel jemanden mit Kenntnissen in Unternehmenspsychologie. Wenn du keinen internen Zugang hast, können dir unsere Expert*innen von OpenUp helfen.

 

 

5. Wende eine „No questions asked“-Politik an, wenn jemand einen zusätzlichen freien Tag benötigt

 

Ermögliche Teammitgliedern, den Tag zu unterbrechen, wenn sie sich unwohl fühlen – und zwar ohne eine ausführliche Begründung zu verlangen. Lege fest, dass ihr euch am nächsten Tag weiter darüber unterhaltet, was los ist.

Zeige dich außerdem flexibel, was die Bewilligung weiterer freier Tage oder den Tausch von Projekten angeht, wenn der mentale Zustand des Teammitglieds dies erfordert.

 

 

6. Rate davon ab, dass (extrem viele) Überstunden gemacht werden 

 

Wir hören immer wieder Geschichten über Teams, die ganze Nächte durcharbeiten und als zähe Kämpfer*innen gepriesen werden. Für uns ist das ein absolutes No-Go.

Natürlich braucht ein Projekt manchmal einen zusätzlichen Schub, um die Ziellinie zu erreichen. Aber wenn lange Arbeitstage und Wochenendarbeit als selbstverständlich vorausgesetzt werden, ist ein Burn-out quasi vorprogrammiert.

Wenn dir auffällt, dass ein Teammitglied ständig überarbeitet ist, führe ein persönliches Gespräch und arbeitet gemeinsam daran, das Arbeitspensum zu verringern.

 

 

7. Bewerte Stressfaktoren innerhalb des Unternehmens

 

Ein Up-or-Out-System ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor leistungsstarker Unternehmen: nur die besten Mitarbeitenden bleiben übrig. Doch es ist auch ein enormer Stressfaktor. Gleiches gilt für Überstunden. Finde heraus – mit Hilfe von Umfragen und Interviews – welche Faktoren von den Mitarbeitenden als stressig empfunden werden und untersuche, inwiefern diese dem Unternehmen noch dienen oder es sogar behindern.

 

High Performende Individuuen sind für jedes Unternehmen von unschätzbarem Wert. Wir sollten in jedem Fall dafür sorgen, dass das auch so bleibt, indem wir ihr mentales Wohlbefinden aufrechterhalten. 

 

 

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