Die 20er werden oft als das entscheidende Jahrzehnt angesehen. Es ist eine Zeit der Selbsterkundung, des Abenteuers und vor allem eine Zeit, in der wir den Grundstein für unser Berufsleben legen. Wir machen unseren Schulabschluss, verlassen das Familiennest und beginnen, uns ein eigenes Leben aufzubauen.
Was passiert jedoch, wenn wir uns weit jenseits der 20 befinden, bereits 10, 20 oder 30 Jahre in einem bestimmten Beruf verbracht haben und unser Leben ändern wollen? Ist es dann zu spät, Risiken einzugehen und die Richtung zu ändern?
Wachstum = Veränderung
Es ist erstaunlich – und manchmal unrealistisch – von Menschen im frühen Teenageralter zu verlangen, dass sie sich für einen Weg entscheiden und diesem für den Rest ihres Lebens folgen. Manche Menschen finden ihre brennende Leidenschaft schon früh und genießen sie ihr ganzes Leben lang – andere brauchen mehr Erfahrung, bevor sie wissen, wofür sie sich entscheiden wollen.
Denk an deine frühen Teenagerjahre zurück: ein Lebensabschnitt, der für jeden mit großen Veränderungen, Wachstum und der großen Frage „Wer bin ich?“ verbunden ist. Mit jedem Jahr und jeder Erfahrung lernten wir unsere Vorlieben und Abneigungen kennen, welche Schulfächer uns interessierten (oder auch nicht), was wir in Freundschaften suchten und welche Hobbys wir ausüben wollten.
Als wir erwachsen wurden, lernten wir mehr über uns selbst. Sobald wir mehr über uns selbst gelernt haben, veränderten wir uns. In unseren 20ern sind wir nicht mehr die gleichen Menschen wie in unseren Teenagerjahren. Daher ist es nur zu erwarten, dass wir in unseren 30ern und 40ern auch nicht mehr dieselben sind wie in unseren 20ern.
Die zwei Hälften des Lebens
Dr. Stein, Psychoanalytiker an der Internationalen Schule für Analytische Psychologie in Zürich, erklärt, dass das Leben in zwei Hälften geteilt werden kann. In der ersten Hälfte, die als „Erreichen der Konventionalität“ bezeichnet wird, konzentrieren wir uns darauf, in traditionelle soziale Rollen einzutauchen.
Wir bekommen unsere ersten Jobs, gehen romantische Beziehungen ein und bekommen Kinder. Wir finden heraus, wer wir sind, indem wir konventionellen Wegen folgen und sehen, was passt.
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In der zweiten Hälfte, die als „Entwicklung der Individualität“ bezeichnet wird, treten wir aus der Norm heraus. Wir können eine zweite Karriere verfolgen, neue Hobbys ausüben, an einen anderen Ort ziehen und andere persönliche Entwicklungen anstreben. Es geht darum, einen Schritt ins Unbekannte zu wagen und zu beginnen, uns in unser wahres Ich zu verwandeln.
Es mag ein beängstigender Gedanke sein, in den 30er- und 40er-Jahren oder in den 50er- und 60er-Jahren die Richtung des eigenen Lebens oder der eigenen Karriere zu ändern. Veränderungen sind jedoch ein natürlicher Teil des Lebens. Die Psychologin Ida Dommerholt sagt: „In den 30ern, 40ern oder sogar noch später im Leben kennt man sich selbst viel besser als in den 20ern, sodass die Wahrscheinlich hoch ist, in der neuen Richtung erfolgreich zu sein.“
Nach Jahren des Experimentierens und des Ausprobierens verschiedener Dinge weißt du jetzt vielleicht mehr denn je, wer du bist und was du willst. Das ist eine großartige Sache! Unabhängig von der Zeitachse ist es nie zu spät, große Veränderungen vorzunehmen und den Sinn des Lebens neu zu entdecken. Es mag beängstigend erscheinen, aber deine Gedanken und Überzeugungen über die Veränderung erzeugen mehr Angst als die Veränderung selbst.