Wie man mit Trauer am Arbeitsplatz umgeht

31 Aug ‘22
5 min
Arbeitsleistung
OpenUp Redaktion
Überprüft von Psycholog*in Judith Klenter
Stell dir folgende Situation vor. Ein*e Mitarbeiter*in meldet sich bei dir als Personalverantwortlichem und sagt, dass sie umzieht und dafür einige Zeit frei braucht. Du kennst die betrieblichen Regelungen und gibst der*ie Mitarbeiter*in einen Tag bezahlten Urlaub. Danach ruft dich einer der Arbeitsgruppenleiter*innen an. Ein*e Mitarbeiter*in deren Arbeitsgruppe hat einen Angehörigen verloren. Auch für diese Situation kennst du die Regeln: Vier Tage Urlaub. Aber das fühlt sich seltsam an. Denn Trauer und Regeln vertragen sich nicht so gut. Du möchtest mehr für diese*n Mitarbeiter*in tun. Aber was?

 

Die Vorstellung, dass Arbeitnehmer*innen ihre privaten Probleme zu Hause lassen sollten, hat sich in den letzten Jahren verflüchtigt. Sie ist der Überzeugung gewichen, dass es unmöglich und nicht wünschenswert ist, Arbeit und Privatleben vollständig zu trennen. So ergibt sich am Arbeitsplatz immer mehr Raum für Trauer. Für Personalverantwortliche bringt dies zusätzliche Herausforderungen mit sich. Denn Kolleg*innen beim Umzug unterstützen? Ja, das klappt schon. Aber Kolleg*innen im Trauerprozess zu unterstützen, ist viel komplexer. Was kannst du als Personalverantwortlicher tun, um trauernden Mitarbeitenden zu helfen?

 

Wie funktioniert Trauer?

 

Trauer ist die Verarbeitung eines großen Verlustes. Es ist der Prozess, durch den wir unser Leben – einschließlich unserer Hoffnungen, Träume und Pläne – an die neue Situation anpassen. Bei Trauer denken wir in der Regel an einen Verlust durch den Tod. Aber wir trauern auch nach anderen großen Verlusten. Beispielsweise nach einer Scheidung oder wenn uns die Hoffnung, ein Kind zu bekommen, genommen wird.

 

Nach der weitverbreiteten Theorie der britischen Psychiater Bowlby und Parkes erfolgt Trauer in vier Phasen:

 

  1. Schock und Gefühlslosigkeit. Das ist die Phase, die unmittelbar nach einem Verlust eintritt. Die Situation wird als unwirklich empfunden.
  2. Sehnsucht und Suche. Der Trauernde sehnt sich die Person zurück, die sie verlassen hat. Diese Phase wird oft von Tränen, Wut, Angst, Sorgen, Konzentrationsproblemen und Verwirrung begleitet. Manche Menschen empfinden auch Reue.
  3. Unruhe und Verzweiflung. Der Trauernde erkennt den Verlust an: Die Person wird nicht zurückkehren. Gefühle der Apathie, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Niedergeschlagenheit machen sich breit. Viele Menschen ziehen sich zurück und haben wenig Interesse an den Dingen, die ihnen früher Spaß gemacht haben.
  4. Neuordnung und Genesung. In der vierten Phase gewinnen Trauernde ihre Lebensfreude zurück. Sie fangen wieder an, Freude zu empfinden, und investieren wieder in die Zukunft. In dieser Phase finden sie zu einer neuen ‘Normalität’ zurück.

 

Trauer ist ein sehr persönlicher und individueller Prozess. Jeder erlebt ihn anders. Daher laufen die oben genannten Phasen bei jedem Menschen anders ab. Nichtlinear, rückwärts, von Phase zwei zu Phase vier und Monate später wieder zurück zu Phase zwei. Auch die Intensität der Trauer ist bei jedem Menschen anders. Während beispielsweise der Verlust eines älteren Elternteils für manche leichter zu akzeptieren ist, kann er sich für andere wie das Ende der Welt anfühlen.

 

Mitarbeitende in ihrem Trauerprozess unterstützen: Der praktische Aspekt

 

Wenn ein*e Mitarbeiter*in einen Verlust erleidet – egal ob es sich um einen Todesfall, eine Scheidung, einen unerfüllbaren Kinderwunsch oder eine andere Art von Verlust handelt – wirst du einige praktische Dinge regeln wollen: Urlaub, das Informieren der Kolleg*innen und Geschäftspartner*innen und natürlich einen Anruf, eine Karte oder einen Blumenstrauß. Diese können in einem Trauerprotokoll festgehalten werden, das als Gedächtnisstütze für die Personalabteilung dienen kann. Für die nachfolgenden Punkte gilt: Wende dich immer an dessen Arbeitsgruppenleiter*in oder Vorgesetzten des*r betreffenden Kollegen*in und besprich wer für welche Maßnahmen verantwortlich ist.

 

1.    Urlaub

 

Bei Verlust eines Familienangehörigen ersten Grades erhält ein*e Arbeitnehmer*in nach den offiziellen Regeln vier Tage Urlaub. Bei Scheidung oder anderen Arten von Verlusten: Keinen einzigen Tag? Aber wie bereits gesagt, jeder trauert anders. Der oder die eine möchte so schnell wie möglich wieder arbeiten – weil es als Ablenkung dient oder weil die Routine dabei hilft, die Situation zu verarbeiten – der oder die andere braucht mehr Zeit und Freiraum. 

 

Zu verlangen, dass ein*e Mitarbeiter*in bereits nach vier Tagen zurückkehrt, kann kontraproduktiv sein. Colette, die in einer großen Anwaltskanzlei in Zuidas arbeitet, erzählt: “Ein paar Tage nach dem Tod meines Vaters rief mich mein Vorgesetzter an. Er sagte, dass eigentlich geplant sei, dass ich wieder arbeiten komme. Ich war überhaupt noch nicht bereit dafür. Ich konnte mich bei der Arbeit nicht konzentrieren. Und mein Arbeitgeber verlor, gelinde gesagt, meinen Respekt. Dies hat sicherlich eine Rolle gespielt bei meiner Entscheidung, zu kündigen.”

 

Nach Angaben von Trauerexperten benötigen die meisten Menschen nach dem Tod eines nahestehenden Familienmitglieds mindestens 20 freie Tage.

 

 

Gesetzliche Urlaubsregelungen bei Todesfall

 

Wenn ein unmittelbarer Familienangehöriger stirbt, haben Arbeitnehmer*innen Anspruch auf Noturlaub im Todesfall. Dieser ist gesetzlich vorgeschrieben. Der Urlaub ist dazu gedacht, um direkt praktische Angelegenheiten zu erledigen. Er gilt, wenn der Familienangehörige ein Elternteil oder Kind ist, ein Bruder oder eine Schwester, ein Ehepartner oder eingetragener Lebenspartner. Die Person muss angeben, wie lange der Urlaub dauern wird. Die Führungskraft darf einen angemessenen Antrag nicht ablehnen. Dieser Urlaub dauert in der Regel zwischen ein paar Stunden und einigen Tagen.

 

Darüber hinaus gibt es noch den ‘Sonderurlaub’. Sonderurlaub wird im Tarifvertrag oder, wenn es keinen (obligatorischen) Tarifvertrag gibt, in der Betriebsordnung geregelt. 

 

Kurz nach dem Verlust befinden sich die meisten Menschen in der 1. Phase: Schock, Taubheit und Verleugnung. Bei einem Todesfall dauert diese oft mindestens bis zum Zeitpunkt der Beerdigung an. Mit dem Noturlaub im Todesfall kann diese Zeit überbrückt werden, aber er reicht oft nicht aus, um den Verlust vollständig zu verarbeiten. 

 

2.   Kolleg*innen und Geschäftspartner*innen informieren

 

Das Gleiche gilt, wenn du Kolleg*innen und Geschäftspartner*innen über den Verlust informieren, mit dem der/die Mitarbeitende zu kämpfen hat: Jeder Mensch erlebt Trauer anders. Frage deshalb die trauernde Person, was für sie angenehm ist. Das kannst du entweder selbst tun, du kannst aber auch der/die Arbeitsgruppenleiter*in oder eine*n Kolleg*in einbeziehen, der ein gutes Verhältnis zu dieser Person hat.

 

Um dem trauernden Mitarbeiter*innen Unterstützung zu bieten, kannst du konkrete Vorschläge machen, zum Beispiel eine E-Mail an die Arbeitsgruppe, an andere Kolleg*innen innerhalb des Unternehmens und an Dritte.

 

3.   Lass von dir hören

 

Zeige dem/der Mitarbeitenden, dass du und deine Kolleg*innen für sie da sind. Schicke einen Blumenstrauß und eine Karte, die von allen unterschrieben ist. Bei einem Todesfall kannst du die trauernde Person auch fragen, ob sie es schön fände, wenn enge Kolleg*innen zur Beerdigung kommen würden. 

 

Sei achtsam – besonders im ersten Jahr nach dem Todesfall. Schenke dem/der Mitarbeitenden an Tagen mit besonderen Ereignissen zusätzliche Aufmerksamkeit. Denke hierbei zum Beispiel an den Geburtstag der verstorbenen Person, Weihnachten, Mutter- oder Vatertag und den Todestag. Stehe dem/der Mitarbeitenden mit einer Karte oder einer Nachricht zur Seite oder schlage vor, gemeinsam eine Tasse Kaffee zu trinken.

 

4.   Wende dich an die Arbeitsgruppenleitung oder Vorgesetzte

 

Abgesehen, dass es deine Aufgabe ist, die Arbeitnehmer*innen so gut wie möglich zu betreuen, ist dies auch die Aufgabe der Führungskräfte und Vorgesetzten. Stelle also sicher, dass du in Bezug auf den trauernden Angestellten mit ihnen in Kontakt bleibst.

 

Ermutige den Vorgesetzten dazu, von sich hören zu lassen, indem er die Person anruft oder – wenn es der Person recht ist – kurz vorbeikommt. Bitten Sie ihn auch, dem/ der Mitarbeitenden zu erzählen, dass deren Arbeit durch Kolleg*innen übernommen wurde. Und dass die Person ungeachtet dessen zurückkommen kann, wenn die Zeit reif ist. Und dass die Arbeitsgruppe sich freut, die Person wiederzusehen.

 

Der Vorgesetzte kann der trauernden Person auch einen konkreten Vorschlag zur Rückkehr an den Arbeitsplatz machen: “Wenn du bereit bist, wieder einzusteigen, ist es auch in Ordnung zunächst nur eine Stunde zu kommen und sich langsam zu steigern. Du kannst in den ersten Wochen auch in Teilzeit arbeiten, wenn du willst.”

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5. Organisiere einen Workshop oder lade erfahrene Personen ein

 

Auch für die anderen Mitglieder*innen der Arbeitsgruppe kann es schwierig sein, mit der Situation umzugehen. Sie wissen vielleicht nicht, was sie sagen sollen, oder ihr eigener erlebter Schmerz kommt wieder hoch. Damit sie ihren Kolleg*innen so gut wie möglich unterstützen können, während sie vielleicht mit ihren eigenen Gefühlen zu kämpfen haben, ist es hilfreich, eine*n erfahrene*n Expert*in einzuladen. Dies kann eine Person innerhalb des Unternehmens sein, die – bereits vor langer Zeit – einen Trauerfall erlebt hat und diese Erfahrungen weitergeben möchte, oder um eine*n externe*n Expert*in.

 

Hierfür eignen sich zum Beispiel die Psycholog*innen von OpenUp. Kontaktiere uns, wenn du Fragen zu diesem Thema hast. Wir haben auch ein Programm entwickelt, das Menschen hilft, Trauer besser zu verstehen. Ein Teil dieses Programmes ist das Modul “Wie unterstütze ich jemanden, der trauert?”.

 

6.   Verschiebe Leistungsbeurteilungen

 

Die Zeit der Trauer – wie lange sie auch dauern mag – ist keine gute Zeit für Leistungsbeurteilungen. Der Verlust wirkt sich auf die Arbeitsleistung des Mitarbeitenden aus. Außerdem kommt es durch Leistungsbeurteilungen oft zu Stress, den die Person möglicherweise gerade nicht bewältigen kann. Verschieben Sie daher diesen Zeitpunkt in Absprache mit der trauernden Person.

 

So machen es andere:

  • Google gibt seinen Mitarbeitenden zehn Jahre lang 50 Prozent des Gehalts ihres Partners, wenn dieser stirbt
  • Mastercard und Facebook gewähren standardmäßig 20 Tage unbezahlten Urlaub, wenn ein Angehöriger stirbt

 

7.   Gestalte die Rückkehr an den Arbeitsplatz so angenehm wie möglich

 

Wir haben bereits einen Artikel darüber veröffentlicht, wie du als Personalleiter*in die Rückkehr an den Arbeitsplatz nach einem Burnout oder einer Depression so angenehm wie möglich gestalten kannst. Die Erkenntnisse aus diesem Artikel lassen sich auch gut auf die Situation anwenden, wenn Mitarbeitende nach einem Trauerfall zurückkehren.

 

Mitarbeitende in ihrem Trauerprozess unterstützen: Der emotionale Aspekt

 

Neben praktischer Unterstützung braucht jeder Trauernde auch emotionalen Beistand. Beziehungen am Arbeitsplatz sind oft oberflächlicher als private Beziehungen außerhalb der Arbeit, aber das bedeutet nicht, dass du keine Rolle bei der emotionalen Seite der Trauer spielst. Wir geben einige Tipps.

 

1.    Sag etwas! 

 

Wenn du denkst, dass der trauernde Mitarbeitende am Arbeitsplatz Ablenkung braucht und nicht an den Verlust erinnert werden möchte, solltest du zweimal nachdenken. Denn ganz im Gegenteil brauchen Trauernde die Unterstützung anderer und das Gefühl, dass man an sie denkt und sich um sie kümmert.

 

SIRE hat diesem Thema in diesem Jahr sogar eine Kampagne gewidmet. “Der Tod ist ein Teil unseres Lebens. Und doch spricht rund ein Drittel der Menschen nie über den Tod. Und das, obwohl es durchaus wertvoll ist, gemeinsam über den Tod nachzudenken, darüber zu sprechen und sich gegenseitig zu helfen. Darüber ins Gespräch zu kommen verbindet und bereichert uns, gibt Ruhe, hilft uns zu trauern und verbessert unsere Lebensqualität.” Und einer der Orte, an denen dieses Gespräch laut SIRE stattfinden sollte, ist der Arbeitsplatz.

 

Was du zum Beispiel sagen kannst:

  • ‘Ich bin froh dich zu sehen. Wir sind alle für dich da.’
  • ‘Ich weiß nicht so recht, was ich sagen soll.’ Es ist in Ordnung, diesbezüglich ehrlich zu sein. Das ist immer noch besser als nichts zu sagen
  • ‘Ich möchte versuchen, dein Leben in diesem Moment so einfach wie möglich zu machen. Wie können wir das erreichen?
  • ‘Wie geht es dir heute?’ Auf diese Weise erkennst du den Kummer und ermutigst  Mitarbeitende dazu, ehrlich zu antworten. Im Gegensatz dazu ist die Frage ‘Wie geht es dir?’ eine zu umfangreiche Frage, die oft schwer zu beantworten ist.
  • Gib dem/der Mitarbeitenden die Möglichkeit, mit dir zu sprechen, aber überlasse sie die Entscheidung: ‘Ich werde nun in der Lobby/im Café an der Ecke arbeiten. Ich werden bis 12 Uhr dort sein. Wenn du vorbeikommen und reden möchtest, kannst du das tun. Aber fühl dich nicht dazu verpflichtet.’

 

Es gibt auch einige Dinge, die man besser nicht sagen sollte: 

  • ‘Du bist zum Glück noch jung. Da wirst du bald wieder schwanger sein.’, wenn jemand ein Kind verliert oder eine Fehlgeburt hat. Mach dir bewusst, dass auch diese Situation einen Trauerprozess beinhaltet.
  • ‘Vielleicht musst du…’ Als Kolleg*in oder Vorgesetzte*r hast du vielleicht die Neigung, eine Lösung für die Situation finden zu wollen. Mach dir bewusst, dass dies nicht möglich ist. Praktische Tipps helfen daher in der Regel nicht.
  • ‘Die Zeit heilt alle Wunden.’ Ein klassisches Totschlagargument.
  • ‘Ich weiß, wie du dich fühlst.’ Selbst wenn du etwas Ähnliches erlebt hast, ist Trauer so persönlich, dass du niemals echt wissen kannst, wie sich die andere fühlt. Stattdessen kannst du sagen ‘Ich habe eine ähnliche Situation durchgemacht. Ich weiß also, wie schwierig es sein kann.’
  • ‘Kann ich etwas für dich tun?’ ist eine schwer zu beantwortende Frage. Wahrscheinlich wirst du ein ‘Nein, danke’ zu hören kriegen. Es ist deshalb besser, etwas Konkretes anzubieten: ‘Ich mache heute Abend Lasagne. Es wäre kein großer Aufwand eine extra Schale zu machen. Soll ich dir heute Abend etwas vorbeibringen?’ oder ‘Soll ich gleich etwas für dich einkaufen gehen?’ oder ‘Brauchst du einen Sitter für deinen Hund oder für die Kinder?’

 

2.   Sei geduldig und offen

 

Es kommt eine Zeit, in der die trauernde Person das Leben wieder in Angriff nehmen will. Wann dieser Zeitpunkt eintritt, ist bei jedem anders. Und es geschieht fast immer durch Versuch und Irrtum. Deshalb ist es wichtig, geduldig zu sein. Der Kummer kann plötzlich wieder aufflammen. Da Trauer kein linearer Prozess ist, kann der Mensch in der einen Woche super produktiv sein und in der nächsten zu unmotiviert, um eine E-Mail zu beantworten.

 

Die Harvard Business Review schreibt dazu: “Du willst keinesfalls, dass dein*e Vorgesetzte*r mit dir gemeinsam den Weg der Verzweiflung einschlägt. Du willst, dass er oder sie an dich glaubt, ohne dich zu sehr unter Druck zu setzen. Das ist eine schwierige Aufgabe für Führungskräfte, aber es ist durchaus zu erlernen! Dazu gehört die Fähigkeit, zuzuhören und den Menschen die Erlaubnis zu geben, gleichzeitig funktionierende*r Mitarbeiter*in und leidender, trauernder Mensch zu sein.

 

3.   Achte besonders auf die Bedürfnisse trauernder Führungskräfte

 

Die Stigmatisierung von Trauer – das Gefühl, dass Trauer eine Privatangelegenheit ist und dass es unangemessen ist, Kummer offen am Arbeitsplatz zu zeigen – zeigt sich am stärksten in Führungspositionen, in angesehenen Unternehmen und in einem wettbewerbsorientierten Arbeitsumfeld. Das schreibt die Harvard Business Review. Das sorgt dafür, dass Menschen, die an solchen Orten arbeiten, sich eher in ihre Trauer zurückziehen.

 

Wenn ein*e Vorgesetzte*r oder Arbeitsgruppenleiter*in mit Trauer zu kämpfen hat, ist es daher umso wichtiger, die Situation im Auge zu behalten. Indem du als Personalleiter*in häufig nachfragst, wie du helfen kannst, dich erkundigst, ob kürzere Arbeitstage oder zusätzlicher Urlaub benötigt werden, und in wichtigen Momenten etwas von dir hören lässt.

 

Der CEO von Humu, Laszlo Bock, beschloss, offen über seinen Verlust zu sprechen. Als er nach dem Tod seines Bruders zur Arbeit zurückkehrte, sprach er mit dem Unternehmen über seine Erfahrungen: “Ich wusste, dass der Tod meines Bruders Auswirkungen auf mich hatte. Ich wollte nicht, dass man sich fragt, was mit Laszlo los ist. Ich wollte nicht, dass man sich Sorgen macht.” Infolgedessen wurde er mit Unterstützung, Mitleid und Wertschätzung überladen. Bocks Offenheit sorgte auch dafür, dass es anderen leichter viel, über ihr Leid zu sprechen. “Wenn man ein Umfeld schaffen möchte, in dem Menschen offen mit ihrem Verlust umgehen, dann ist es am besten, wenn man selbst mit gutem Beispiel vorangeht.”

 

4.   Erkenne posttraumatisches Wachstum

 

Verschiedene Studien belegen die regenerative Wirkung von Trauer. Sheryl Sandberg, COO von Facebook, spricht nach dem Verlust ihres Mannes über die Verbindung von Trauer und Arbeit: “Mit Sterblichkeit in Berührung zu kommen, kann zu einem neuen Leben führen.”

 

Dieses Phänomen wird als posttraumatisches Wachstum bezeichnet. Dieses führt oft zu einer wiedergefundenen Wertschätzung, zu Hoffnung, zu tieferen Beziehungen mit anderen und zu dem Willen, alles aus dem Leben herauszuholen.

 

Posttraumatisches Wachstum kann bedeuten, dass Arbeitnehmer*innen eine neue Einstellung zum Leben, zu ihrer Arbeit oder zu ihren beruflichen Aufgaben entwickeln. Ob und wann dies stattfindet, unterscheidet sich von Person zu Person. Gute Führungskräfte erkennen dies und unterstützen Mitarbeitende darin. Sie hören zu und machen Platz für diese neue Entwicklung. Eine gute Möglichkeit, ein Gespräch hierüber zu beginnen, ist mit den Worten: „Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass du mehr…“

 

5. Mache dir bewusst, dass du selbst keine psychologische Beratung ersetzen kannst

 

Es kann einem viel abverlangen, wenn man sich mit einem/einer trauernden Mitarbeitenden auseinandersetzen muss. Du willst natürlich nur das allerbeste für dein Personal, aber es gibt auch Grenzen für Ihr Können. 

 

Es kann nicht schaden, Hilfe von einem externen Psycholog*innen in Anspruch zu nehmen. Sowohl für dich selbst, wenn du mehr über den Umgang mit trauernden Mitarbeitenden erfahren möchtest, als auch für die trauernde Person, die möglicherweise Unterstützung bei der Bewältigung seiner Trauer braucht.

 

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