Unterschiedliche Generationen am Arbeitsplatz und ihre Herausforderungen

27 Jun ‘23
4 min
Arbeitsleistung
OpenUp Redaktion
Überprüft von Psycholog*in Judith Klenter
What Every Generation Needs to Thrive and Grow at Work
Mit dem Eintritt der Generation Z in die Arbeitswelt gibt es vier Generationen, die derzeit am Arbeitsmarkt beschäftigt sind. Das stellt Unternehmen vor eine neue Herausforderung, denn wie führt man eine Belegschaft, die unterschiedliche Einstellungen zur Arbeit und zum Leben im Allgemeinen hat? Vor allem in großen Betrieben, in denen eine diverse Altersdemografie herrscht, ist dies ein wichtiges Thema.

 

In diesem Artikel möchten wir die Besonderheiten der unterschiedlichen Generationen vorstellen und deren individuelle Herausforderungen erläutern. Außerdem geben wir dir Tipps, die dir als Arbeitgeber*in dabei helfen, mit dieser neuen Situation umzugehen und eine gesunde Unternehmenskultur für alle zu kreieren. 

 

Die unterschiedlichen Generationen

 

Konflikte zwischen den einzelnen Generationen gab es schon immer und sind kein Phänomen der Generation Z. Denn wusstest du, dass schon die Generation X, die mittlerweile erfolgreich am Arbeitsmarkt verankert ist, lange Zeit als Null-Bock- oder Turnschuh-Generation bezeichnet wurde? Jetzt ist es die Generation Z, die oft so dargestellt wird, als würde sie nicht wirklich arbeiten wollen. 

 

Das Problem? Meistens unterschiedliche Werte und Prioritäten, die unausgesprochen bleiben und so für Konflikte sorgen. Daher wollen wir uns zu Beginn die vier Generationen einmal genauer ansehen. Was zeichnet sie aus, welche Einstellungen vertreten sie und welche Bedürfnisse ergeben sich daraus? Denn nur, wenn vorab potentielle Konfliktfelder erkannt werden und gegenseitige Akzeptanz besteht, können Ältere und Junge produktiv miteinander arbeiten. 

 

Babyboomer

 

Zu der Generation der Babyboomer gehören alle, die zwischen 1946 und 1964 geboren wurden. Diese Personen sind heute 57 bis 75 Jahre alt. Einige von ihnen sind bereits in Rente, andere bereiten sich auf den Ruhestand vor.

 

Babyboomer scheiden also langsam aus dem Berufsleben aus. Das bedeutet jedoch nicht, dass man sie im Unternehmen vernachlässigen kann. Sie sind zuverlässig und haben eine gute Arbeitsmoral. Dafür sollten sie auch in ihren letzten Jahren im Job wertgeschätzt werden.

 

Aufgrund der langen Zeit, die sie am Arbeitsmarkt verbracht haben, konnten sie einen großen Erfahrungsschatz ansammeln. Dieses Wissen gilt es im Unternehmen zu behalten, auch nachdem die Babyboomer aus dem Job ausscheiden.

 

Sie haben den Arbeitsmarkt geprägt und ihr Motto “Leben, um zu arbeiten” galt lange als gängiger Wert. Diese Generation definiert sich durch die Arbeit. Sie sind stolz darauf, viel und hart zu arbeiten. “Workaholics” ist ein Begriff, den viele Generationen mit ihnen verbinden. 

 

Was Babyboomern oftmals schwerfällt, ist das Thema Digitalisierung. Sie sind, im Vergleich zu jüngeren Generationen, nicht mit Computer und Internet aufgewachsen. Das kann zu Konflikten führen, vor allem, wenn Vertreter*innen dieser Generation nur zögerlich um Hilfe bitten

 

Ein weiteres potentielles Konfliktfeld sind Werte. Babyboomer sind aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung oft an der Spitze zu finden. Ihre Aussagen haben daher viel Reichweite und können, wie bei der “Okay, Boomer” Diskussion im Jahr 2019 zu viel Kritik führen. 

 

Generation X

 

Generation X, das sind alle, die zwischen 1965 und 1980 geboren wurden. Diese Gruppe stellt in Deutschland derzeit die größte Bevölkerungsgruppe dar. Diesen Personen gilt es also nach wie vor, große Aufmerksamkeit zu widmen.

 

Die Generation X verfügt über eine gute Ausbildung und ist technikaffiner als ihre Vorgängergeneration. Was sie noch von den Babyboomern unterscheidet, ist ihre Einstellung zur Arbeit. Sie arbeiten, um sich etwas leisten zu können. Ihnen ist es wichtig, finanziell abgesichert zu sein, aber die Arbeit bestimmt nicht mehr ihr gesamtes Leben.

 

Mitarbeitende aus dieser Gruppe wollen zum ersten Mal flexible Arbeitszeiten und längere Urlaube. Sie legen Wert auf eine strikte Trennung zwischen Arbeit und Privatleben und wollen Zeit haben, sich um ihre Familien zu kümmern.

 

Das hohe Sicherheitsbedürfnis dieser Generation bringt aber auch Nachteile mit sich. Personen, die zu dieser Altersgruppe gehören, sind schnell geneigt, Situationen hinzunehmen, in denen sie sich vielleicht nicht wohl fühlen. Damit wollen sie vermeiden, einen Konflikt hervorzurufen und eventuell ihren Job zu gefährden. Das Resultat davon ist leider oft ein mentales Unwohlsein. Die Gefahr, ein Burn-out zu erleiden, ist für die Generation X besonders hoch. Laut dem Personaldienstleister Personio wird die Generation X eher durch Geld und Wohlstand motiviert, während die Gen Z sinnerfüllende Tätigkeiten priorisiert. 

 

Generation Y oder Millennials

 

Alle Personen, die in den Jahren 1981 bis 2000 geboren wurden, gehören der Generation Y an. Aufgrund ihres Geburtstages rund um die Jahrtausendwende werden sie auch liebevoll Millennials genannt. 

 

Was diese Generation auszeichnet, ist ein sehr hohes Bildungsniveau. Unter den Millennials finden sich so viele Menschen, wie nie zuvor in Deutschland, die studiert haben. Aufgrund der erschütternden Ereignisse, die sie in ihren jungen Jahren schon mitgemacht haben, ist diese Generation sehr krisenfest. Sie sind in Zeiten von Unsicherheiten aufgewachsen, daher wirft sie nichts so schnell aus der Bahn. Was sich andererseits auch darin widerspiegelt, dass sie sich keine langfristigen Ziele stecken.

 

Die Millennials haben den Arbeitsmarkt verändert und sind verantwortlich dafür, wie er heute aussieht. Sinnsuche ist ihnen wichtiger als materielle Sicherheit. Diese Generation tauscht den Dienstwagen gegen ein Sabbatical. 

 

Selbstverwirklichung ist ihnen im Beruf, wie auch im Privatleben wichtig. Dafür brauchen sie die nötige Freiheit und Flexibilität. Arbeit und Freizeit können dabei gerne vermischt werden, wenn sie dafür einen längeren Aufenthalt im Ausland machen dürfen. Diese Generation ist es auch, die den Begriff “Digital Natives” ins Leben gerufen hat.

 

Generation Z

 

Zu guter Letzt noch die Generation Z. Diese jungen Leute sind gerade erst ins Berufsleben eingestiegen. Dennoch haben sie hohe Ansprüche an ihre zukünftigen Arbeitgeber*innen. Diese Generation weiß was sie will und hat auch keine Angst, dafür einzutreten.

 

Ethische Werte, wie Diversität, Inklusivität und Nachhaltigkeit sind dieser Generation sehr wichtig. Nicht nur im Privaten, sondern auch in der Arbeit. Deshalb stehen sie auch für eine faire Entlohnung und eine positive Unternehmenskultur ein.

 

Das Thema mentale Gesundheit wird mit dieser Generation auch neu definiert. Noch nie zuvor gab es so viele Vertreter*innen einer jungen Generation, die sich in ihrer mentalen Gesundheit herausgefordert fühlen. Aber auch die Bereitschaft, sich Unterstützung für das eigene mentale Wohlbefinden zu holen, ist bei keiner Generation so hoch wie bei der Generation Z.

 

Diese Generation floriert in einem Unternehmen mit flachen Hierarchien, Möglichkeiten zur Weiterbildung und hybriden Arbeistmodellen. Die Einführung der 4-Tage-Woche ist eine fixe Idee dieser jungen Arbeitnehmer*innen.

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Generationskonflikte am Arbeitsplatz

 

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Generationen können gravierend sein. Das kann oft eine Grundlage für Konflikte zwischen Mitarbeiter*innen sein. Was die eine Generation als wichtigen Wert empfindet, kann die andere eventuell ganz und gar nicht nachvollziehen. Da stellt sich die Frage: Können so unterschiedliche Einstellungen und Bedürfnisse am Arbeitsplatz koexistieren? 

 

Die Antwort darauf ist auf jeden Fall, Ja. Ein Arbeitsumfeld, das Personen jeder Altersklasse integriert, kann die Teamleistung sogar erheblich verbessern. Wie man das erfolgreich umsetzt? In dem man sich auf die Gemeinsamkeiten konzentriert und Konfliktpotentiale versucht zu umgehen. Im Detail gehen wir darauf im nächsten Abschnitt noch ein. Schauen wir uns zuerst die möglichen Konfliktpotentiale an.

 

Konservative vs. Freigeister

 

Die meisten Generationskonflikte entstehen zwischen den Generationen Y / Z und den Babyboomern. Diese unterschieden sich so sehr, dass oft das Verständnis für die andere Generation fehlt.

 

Babyboomer gelten bei der jungen Generation als konservativ. Viele von ihnen arbeiten, um zu leben und hinterfragen diese Tätigkeit nicht. Für die Generation Y hingegen muss der Beruf auf persönlicher Ebene sinnvoll und gleichzeitig erfüllend sein. Das ergab eine Trendstudie des Zukunftsinstituts. 87% der Befragten stimmen dem zu. 

 

Dass Generation Y Wert auf ihre Freiheit legt und Anspruch auf Flexibilität im Beruf erhebt, kann von den Babyboomern meist nicht nachvollzogen werden. 

 

Hinzu kommt, dass viele Jungen die Babyboomer als altmodisch und erzkonservativ empfinden. Judith Klenter, Psychologin bei OpenUp, kennt diesen Konflikt aus ihren Sitzungen. „Von Klient*innen höre ich oft, dass ältere Kolleg*innen weniger Rücksicht nehmen, was Dinge wie inklusive Sprache oder das Gendern betrifft.” Sexistische Scherze oder das Misgendern von z.B. Trans-Kolleg*innen wird von jungen Generationen besonders negativ aufgefasst. 

 

Dieses Konfliktfeld kann ein Unternehmen durch klare Guidelines und Aufklärung zum Thema entschärfen. Gleichzeitig sollten Unternehmen darauf achten, dass jüngere Kolleg*innen die Erfahrung der Älteren wertschätzen und ihre Lernbereitschaft anerkennen.

 

Individualisten vs. Teamplayer

 

Babyboomer sind tendenziell eher Einzelkämpfer. Sie haben hart gearbeitet, um Leben zu können. Unter dieser Generation befinden sich auch viele Führungspositionen.

 

Generation Y hingegen legt mehr Wert auf Kollegialität. Sie sind Teamplayer und finden eine gute Arbeitsatmosphäre und Zusammenarbeit im Team wichtig bei einer beruflichen Tätigkeit. Laut einer Trendstudie des Zukunftsinstituts, bei der Personen aus der Generation Y befragt wurden, stimmen 90% dieser Aussage zu. 

 

Dies kann zu Konflikten bei teamübergreifenden Projekten führen, wenn eine Person die Führung übernimmt und die anderen im Team übergeht. Hier ist es wichtig, beide Seiten zu sehen und ihre Vorzüge nützlich einzubringen.

 

Affinität zur Technik

 

Dieses Thema ist offensichtlich, dennoch wollen wir es ansprechen. Die Affinität zur modernen Technik ist eine Herausforderung für viele Babyboomer. Ihnen fehlt oftmals der intuitive Umgang mit Computer und Internet und meistens fällt es ihnen auch schwer, Ratschläge diesbezüglich von Jüngeren anzunehmen.

 

Bei den anderen Generationen kann dann schnell der Eindruck entstehen, die Babyboomer würden sich gegen Veränderung verschließen und jüngere Generationen als Autoritätspersonen nicht annehmen können.

 

Wie kannst du als Arbeitgeber*in damit umgehen?

 

Unternehmen stehen vor einer großen Herausforderung. Wie kann man auf so viele Individuen eingehen? In welcher Unternehmenskultur fühlen sich alle Generationen wohl? Wir zeigen dir, wie man eine generationsübergreifende Belegschaft führt.

 

Generationsunterschied zum Vorteil nutzen

 

Der beste Rat, den man Unternehmen für die Führung von unterschiedlichen Generationen geben kann, ist die Eigenschaften jeder einzelnen Generation zum Vorteil zu nutzen. Man sollte sich nicht zu sehr auf die Unterschiede konzentrieren, sondern sich bewusst machen, wie man alle positiven Merkmale zusammenbringen kann.  

 

Babyboomer gehen ruhig und gelassen an die Arbeit. Nichts bringt diese Generation so schnell aus der Ruhe. Das kann ein toller Gegenpol sein für jüngere Kolleg*innen, die aufgeweckter oder leicht gestresst sind.

 

Das Wissen der älteren Generationen sollte man bewahren. Wenn diese in den Ruhestand gehen, verlässt oft auch die jahrelange Erfahrung mit ihnen das Unternehmen. Als Arbeitgeber*in sollte man gezielt Maßnahmen erarbeiten, mit denen die Babyboomer ihr Wissen an die jüngeren Generationen weitergeben können. Generation Y hat viele innovative Ideen, von dem Erfahrungsschatz der Babyboomer können sie aber bestimmt auch profitieren.

 

Positive Unternehmenskultur fördern

 

Diversität ist Teil einer positiven Unternehmenskultur. Wenn wir von Generationen am Arbeitsplatz sprechen, sollte auch das Alter Teil dieser Politik sein. 

 

Es gilt eine respektvolle Atmosphäre zu fördern, in der alle Generationen nebeneinander arbeiten können. Jüngere Generationen sollten offen für den Erfahrungsschatz der älteren sein und von ihnen lernen wollen. Für Babyboomer oder Generation X wird es wichtig sein, die Ratschläge der jüngeren anzunehmen und sich auf neue Werte einzulassen.

 

Damit das möglich ist, müssen Arbeitgeber*innen eine psychologische Sicherheit schaffen, in der man sich frei fühlt, seine Ängste, Sorgen oder Bedenken zu äußern. Offene und transparente Kommunikation ist hier auf beiden Seiten gefragt.

 

Führung einer generationenübergreifenden Belegschaft

 

Eine generationenübergreifende Belegschaft zu führen, kann durchaus herausfordernd sein. Für Organisationen ist es daher wichtig, Führungskräfte über mögliche Konfliktfelder aufzuklären und sie auch mit dem Wissen über einzelne Generationen auszustatten. 

 

Mit einer offenen und transparenten Kommunikation können Führungskräfte Konflikte und negative Stereotypen entschärfen und die Gemeinsamkeiten betonen. Denn schlussendlich will jede*r Mitarbeiter*in unabhängig von der Generation respektiert und wertgeschätzt werden. 

 

OpenUp setzt sich dafür ein, dass alle Mitarbeiter*innen ihr volles Potential entfalten können. Ob in Einzelsitzungen mit Psycholog*innen oder in Gruppeneinheiten und Masterclasses: OpenUp steht deinem Team mit professionellem Rat zur Seite. Vereinbare eine unverbindliche Demo und erfahre, wie OpenUp dein Team unterstützen kann.

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